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Kossuth: Das Newton'sche Gesetz als Grundprinzip etc. 555
gestellt. Dies ist falsch. Der Fehler liegt in dem Worte:
„absolut1* und richtig heisst es: das Objektive ist eine überwiegende
oder maximale Aktivität mit minimaler Wahrnehmung
; umgekehrt gilt dasselbe vom Subjektiven. Dies
ist aber nur die eine Seite der Definition, quasi nur die
„räumliche" Bestimmung. Warum ich diesen Ausdruck
gebrauche, wird man später sehen. Es muss dazu noch die
gleichwerthige „zeitliche" Bestimmung kommen. Dann
wird die Definition lauten: in der Zeit wechseln die Mini-
malitäten und Maximalitäten der Aktivität oder der Wahrnehmung
sowohl im Subjektiven , wie auch im Objektiven.
Es ist nicht schwer einzusehen, dass „Räumlichkeit1* und
„Zeitlichkeit" als gegenseitige Negationen einander gegenüberstehen
; — denn ein räumliches Zugleichsein von zwei
(oder mehreren) Gegenständen ist nur denkbar, wenn von
aller Succession d. b. von aller Zeit abstrahirt wird, —
woraus nothwendig folgt, dass durch die Succession in der
Zeit die Räumlichkeit aufgehoben werden muss. Dies ist
nicht schwer einzusehen, nämlich für solche, die Kaufs
Hauptgedanken, die Identität des Raumes und der Zeit
betreffend, richtig verstanden haben (und sich durch das
Wort „Identität4* nicht irre führen Hessen); — weil es aber
deren nicht viele gibt und weil daraus, dass man einen Gedanken
richtig verstanden hat, leider noch keineswegs folgt,
dass man auch richtige Folgerungen daraus zu ziehen im
Stande ist, so werde ich diesen Gedanken in möglichst
vielen Variationen darstellen, d. h. ich werde versuchen zu
zeigen, dass in diesem Gedanken das richtige Erklärungsprinzip
aller physischen und sogenannten metaphysischen
bezw. mediumistischen Erscheinungen zu suchen ist. Man
wird dann auch und vor allem erkennen, dass das Newton1-
sehe Gesetz nur der mathematische Ausdruck für den
Kanfsehen Gedanken ist. Kant selbst spricht ja schon die
Vermuthung aus, dass unsere Anschauung (nach meiner
Ansicht: eine jede mögliche Anschauung) mit dem Newton'-
sehen Gesetz zusammenhängt oder davon abhängt.
Also ist dasjenige, was man objektiv nennt, nur ein
anderes, räumlich getrenntes Subjekt oder dasselbe
Subjekt zeitlich getrennt, und dasjenige, was man subjektiv
nennt, ist nur ein anderes zeitlich getrenntes Objekt oder
dasselbe Objekt räumlich getrennt.
Daraus folgt natürlich, dass zwischen Subjekt und Objekt
oder auch zwischen verschiedenen Objekten und Subjekten
nur ein quantitativer Unterschied besteht. Sie
sind nur durch ein verschiedenes Yerhältniss des Räumlichen
zum Zeitlichen bestimmte Objektivationen oder
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