Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 566
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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566 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 9. Heft. (September 1900.)

Modulation dieser Laute sehr wesentlich bei, indem jede
dieser Lautäusserungen den allen Menschen gleich verständlichen
hörbaren Ausdruck für ein Gefühl bildet. Diese
hörbaren Ausdrücke sind die ersten Worte. Zu dieser
anfänglichen unwillkürlichen Sprechweise gesellt sich aber
dann bald die willkürliche. Sind einmal durch öftere Uebung
die Bewegungsbahnen der Lautmuskulatur im Gehirn zu
festgewordenen Automatismen ausgebildet, dann bedarf es
nur eines leichten Motivs, um die Sprachbewegungen auszulösen
.

Im Anschluss hieran wirft Verf. einen vergleichenden
Blick auf die Willensdeklarationen der verschiedenen heute
noch geltenden Psychologien. Am meisten verbreitet ist die
Vorstellung, dass der Wille nur ein Appendix der Vorstellungen
sei. So meint Exner, die Worte Wille, Subjekt
und dergleichen seien nur bedeutungslose Ueberbleibsel einer
längst abgethanen, veralteten psychologischen Irrlehre. Dass
der äussere Reiz nicht sofort und nicht immer dieselbe
Willensbewegung auslöst, habe nur darin seinen Grund,
weil im Sensorium die Erregungen hin- und herschwanken;
centrogene Bewegungen giebt es auch nach E. Hering, Forel,
0. Vogt u. a. überhaupt nicht. Es genügt diese Hypothese
ins Praktische zu übersetzen, um sofort ihre Unhaltbarkeit
zu erkennen. Erstlich fehlt die Angabe jedes Grundes, warum
gerade nur gewisse Nervenreize solche Wirkungen ausüben,
andere aber nicht; ebensowenig wird uns klar, warum dieselben
Reize einmal sofort psychische Erscheinungen und
motorische Innervationen zur Folge haben, ein ander Mal
erst nach einem längeren Latenzstadium. Gegen die Annahme,
dass das Bewusstsein nur so eine nebensächliche Begleiterscheinung
wäre, sträubt sich unser Denken, da jeder von
sich genau weiss, dass er einmal so, ein ander Mal anders
wollen kann. Auch steht sie mit den Thatsachen in direktem
Widerspruch, weil die äusseren Reize zu den motorischen
Innervationen in gar keinem unmittelbaren Verhältnisse
stehen; sonst müsste ein jeder Trommler oder Musiker von
Profession der beste Redner und ein Fiaker in einer geräuschvollen
, verkehrsreichen Grossstadt ein Unikum von
Beweglichkeit sein. Die Erfahrung zeigt, dass meist das
Gegentheil der Fall ist. Eine Erklärung der bewussten willkürlichen
Bewegung ist überhaupt solange unmöglich, als ihr
nicht eine Erklärung der Entstehung der Bewusstseins-
erscheinungen vorangeht. Auch den englischen Assoziationspsychologen
(A. Bairi) gilt der Wille als identisch mit Vorstellungen
, indem sie der Erkenntniss für sich allein die Ursache
der Willkürmuskelbewegung zuschreiben. — (Forts, folgt.)


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