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Maier: Das internationale psychische Institut in Paris. 569
A. Van der Naitten, Präsident der Ingenieurschule in San
Francisco, Dr. Fung, Zoologieprofessor an der Univ. in Genf
und May Wright Sewall, President of the International
Conseil of Women, U. S. A.
Die internationale Gesellschaft des psych. Instituts setzt
sich zusammen aus: 1) Gründern, welche 10000 fr. und
darüber einzahlen, 2) Scnenkern, welche 1000 fr. (oder jährlich
100 fr.) und darüber bezahlen und 3) Titularmitgliedern,
welche dem Institut von seiner ersten Sitzung an angehörten
oder in den folgenden Sitzungen durch Wahl ernannt wurden
und die Summe von 250 fr. (oder einen jährlichen Beitrag
von 20 fr.) bezahlen. Ein Mitarbeiter, Herr Sabachnikoff,
hat in sehr dankenswerther Weise als „SiSge Social Provisoire"
ein hübsches Lokal (19, rue de Püniversite) nebst einer
reichen, wohlsortirten Bibliothek der Gesellschaft gratis zur
Verfügung gestellt, woselbst die Mitglieder sich jeden Nachmittag
zwischen 2 und 6 Uhr zusammenfinden und von 5 bis
6 Uhr vom Generalsekretär jede gewünschte Auskunft erhalten
können.
Der erste von Dr. Pierre Janet abgefasste und vom
Gönnerkomitee einstimmig als Programm angenommene und
unterzeichnete Bericht geht von der Thatsache aus, dass
das seinem Ende zueilende Jahrhundert die Wissenschaften,
welche die physische Welt studiren, die erstaunlichsten, der
Menschheit eine Fülle von Wohlthaten aller Art spendenden
Portschritte machen sah, während diejenigen Wissenschaften,
die den Gedanken des Menschen, die Gesetze des menschlichen
Geistes, die Beziehungen der Physik zur Moral zum
Gegenstand haben, dem raschen Portschritt der auf die
Materie bezüglichen Kenntnisse nur recht langsam gefolgt
sind. Und doch könnten sie viele Gesetze der Gesellschaft
erklären und vielleicht eine bessere Peststellung der sozialen
Beziehungen ermöglichen. Sie sollten eines Tags in unserem
Kriminalrecht eine ßolle spielen und eine wirkliche Prophylaxe
des Verbrechens vorbereiten. Die pädagogischen Studien
wären nur ein Anhängsel der psychologischen Forschungen
und diese allein würden es erlauben, in der Erkenntniss der
Ursache, unsere Erziehungs- und Unterrichtsmethoden zu
reformiren. Unberechenbare Dienste würden sie aber der
Mental-Medizin leisten; denn aus den Fortschritten, welche
schon bis jetzt einige Kenntnisse bezüglich der Phänomene
des Somnambulismus, der Suggestion und der Bewusstseins-
theilung in der Therapeutik einiger Nervenkrankheiten bewirkt
haben, kann man schliessen, dass eine grosse Zahl
von Neurosen, von so traurigen und schrecklichen Geisteskrankheiten
heutzutage nur in Folge unserer Unkenntniss
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