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572 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 9. Heft. (September 1900.)
Beteiligenden von den einleitenden Schriften in Kenntniss
setzen.
Die konstitutive Vereinigung hat am 30. Juni 1900
Abends 9 Uhr am vorläufigen Sitz des Instituts (19 rue
de PUniversite) stattgefunden. Anwesend waren die Herren
Baraduc9 Bergson, Bouvery9 Brettes, Cailletet, Dariex,
Duclaux, Dussaud, Louis Feine, Gase-DessfossSs, JP. Janet,
Paul Joire, Marey, Jean Mascart, de Morsier, Murray,
Raffalovich, Charles JRichet, de Rochas, Van der Naillen,
de Virieu, Youriivitch; entschuldigt Bernheim, Boirac, Buisson,
Fouillie, Grahame de Grammont, Liegeois, Schrenck-Notzing, J. W.
Sharpe (London). Auf allgemeines Verlangen übernahm Herr
Cailletet, Mitgl. der Akademie der Wiss,, den Vorsitz und
ertheilte zunächst das Wort dem Herrn Jean Mascart zur
Verlesung des vom Sekretariat eingegangenen Berichts. Das
Institut soll die aufgeklärtesten wissenschaftlichen Geister
aller Länder auf Grund des von Dr. P. Janet verfassten und
einstimmig adoptirten Programms zu den Seinigen rechnen
und alle Schulen umfassen; im Gegensatz zu vorgefassten
Meinungen, Zweifeln und persönlichen Liebhabereien soll
der erhabene Geist der Versöhnung, der Mässigung und der
Ermuthigung schon bei der Errichtung des Werks massgebend
sein, um auf den soliden Grundlagen des Instituts
alle loyalen Thatsachen zu berücksichtigen und alle persönlichen
Ideen und Projekte zu entwickeln. Nach dem idealen
Programm des Instituts wird jeder an seinem Platze thätig
sein und sich in möglichst zahlreichen Laboratorien, wo die
verschiedenen Methoden mit einander konfrontirt werden
können, je nach seinem Geschmack und seinen Gewohnheiten
eigenen Nachforschungen und vergleichenden Arbeiten
widmen können. Eine Bibliothek und ein Vortragssaal wird
das Lesen und Verbreiten der eigenen Arbeiten erleichtern.
Möglichst bald sollen auch in geeigneten Lokalen die nötigen
Kliniken errichtet werden, wo ein in einem ganz neuen und
erhabenen Geist geleiteter, zugleich dem täglichen Bedürfniss
des Instituts und der Heilung der Geistes- uud Nervenkrankheiten
angepasster Klinikendienst zu schaffen sein wird.
Das neue Unternehmen soll einen echt humanen Charakter
tragen und einer von der zeitgenössischen Gesellschaft
tief empfundenen Nothwendigkeit Ausdruck geben, indem die
noch wenig aufgeklärten Phänomene des thierischen Magnetismus
, der Telepathie, des Hellsehens und der Mediumität
von Männern, deren Charakter und Aufrichtigkeit in wissenschaftlicher
Hinsicht über jeden Zweifel erhaben sind, mit
allen nöthigen Hilfsmitteln und nach streng experimentaler
Methode systematisch studirt werden. —
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