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Litteraturbericht.
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der Naturwissenschaft ist die Physik mit den /&>w^#fc-Strahlen, wie
die Technik mit der Telegraphie ohne Draht und schon vorher die
physiologische Psychologie mit der Anerkennung hypnotischer Wirkungen
bereits in okkultistisches Fahrwasser hineingesteuert. Während bei dem
Dänen Karl Hansen die hypnotische Beeinflussung durch das Medium
seines faszinirenden Blickes erfolgte, experimentirte ein Freund des Verf.
dergestalt, dass die beabsichtigte Suggestion ohne irgend welche Ver-
mittelung von Sinnesorganen stattfand. Er konzentrirte z. B, in seinem
Studirzimmer sitzend, seinen Willen darauf, dass ein im Wohnzimmer, im
anderen Flügel des Hauses, befindliches Medium den Canarienvogelkäfig
ihm bringen solle, welcher durch eine Reihe verschlossener Thüren hindurch
suggestiv empfundene Wunsch auch alsbald ausgeführt wurde. Damit war
für Verf. der exakte Beweis geliefert, dass der menschliche Geist ohne
direkten Gebrauch des Körpers, bezw. der Sinnesorgane mit einem anderen
in Kommunikation zu treten vermag. Mit dem Zugeständniss des akademischen
Bürgerrechts an die Suggestion ist aber zugleich die Thatsäch-
lichkeit der Fernwirkung oder Telepathie zugegeben. Denn den Vorgang
der Suggestion lediglich auf Lähmung gewisser Gehirnfunktionen der
Versuchsobjekte zu reduziren geht nicht an, da die Art und Weise, wie
die positive Vorstellung des übermächtigen Hypnotiseurs im Hirn des durch
seinen starken Willen ihm unterworfenen Hypnotisirten begrifflich sich
rekonstruirt, oder wie seine abstrakte Willenskonzentration sich in eine
konkrete Handlung des Versuchsobjekts umsetzt, sich rein materialistisch
absolut nicht erklären lässt. Der Physiologie wie der Psychologie kommt
hier als Bindeglied der Okkultismus zu Hilfe, welcher lehrt, dass ein
unsichtbares Fluidum, der animalische Magnetismus oder das sogenannte
Od, vom Menschen ausgestrahlt wird. Diese leuchtende Ausstrahlung betrachtet
Verf. durch die Versuche von Herz, de Rockes, Baraduc, Lvys,
Tm%min u. A. als objektive Realität als erwiesen, wobei er Röntgen als
den Nachentdecker mesmer's und Reichenbacfts bezeichnet, welche schon
vor Jahrzehnten die dem normalen Auge unsichtbare Ausstrahlung verkündeten
. Verf. hat mit dem von Karl Hager in der „Uebersinnlichen
Welt" seiner Zeit beschriebenen Mühlchen einen Monat lang täglich
(Morgens, Mittags und Abends) selbst Versuche angestellt, und dabei zwar
den die Umdrehungsverschiedenheit bestimmenden Faktor nicht
ermitteln können, aber doch die Ueberzeugung gewonnen, dass dieses
„Tischrücken en miniature" keineswegs blos auf die dem Blutlauf von der
Handwurzel zu den Fingerspitzen entsprechende Wärmestrahlung hinausläuft
; denn er konstatirte, dass i) sehr häufig bei kalter Hand die
Umdrehungszahl, aus der er das arithmetische Mittel von je fünf Minuten
für die rechte, für die linke und sodann für beide Hände zusammen stets
genau vermerkte, viel grösser war als bei warmer Hand, und 2) bei ziemlich
gleich starker Triebkraftlieferung beider Hände die Mühle ins Stocken
gerieth, sobald er beide gemeinsam anlegte. Ersteres beweist ihm, dass
die Drehung, mag auch die Wärmestrahlung von mitbestimmendem Einfluss
sein, doch nicht allein von ihr herrührt und Letzteres deutet auf eine
konträre Polarisirung der beiderseitigen Triebkräfte hin,
wie wir sie im Magnetismus finden, du Prelis feinsinnige Erklärung des
sogenannten Ods als Trägers jenes Suggestionsprozesses, sowie der telepathischen
, spontan in Erscheinung tretenden Verbindung zwischen nahen
Blutsverwandten scheint ihm daher den Nagel auf den Kopf zu treffen
und die Brücke zwischen dualistisch einseitigem Materialismus und einseitigem
Spiritualismus zu einer mono-pan-theistischen Weltanschauung zu
schlagen. — Auf das Gebiet der Medizin übergehend, bespricht Verf.
speziell die auf Ansteckung durch Gesundheit vermöge eines Plus von
Lebensessenz beruhende magnetopathische Heilmethode, die passive
Medialität, bezw. die Besessenheit als erneutes Erklärungsprinzip der
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