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Solrapp: Vom IV. Internat. Psychologenkongress zu Paris. 591
logischen Wissenschaft andeutet. War es den Veranstaltern
des Münchener Kongresses noch möglich gewesen, sich durch
eine chinesische Mauer gegen die stark und stärker andrängenden
Thatsachen und Probleme des Okkultismus zu
verschanzen, so war diese Vogelstrausstaktik dank der
französischen Leitung dies Mal nicht mehr möglich gewesen.
Der Verlauf der III. allgemeinen Sitzung zeigte in allgemeineren
Zügen das, was sich dann in den speziellen
Arbeiten der V. Sektion noch konkreter und deutlicher
ausprägte. Damit ist die Zeit ernster wissenschaftlicher
Arbeit nun auch für die Fragen des Okkultismus angebrochen
und daran wird das höhnische Lächeln, womit
der anwesend gewesene Theil der deutschen Universitätsorthodoxie
alle diesbezüglichen Ausführungen aufnahm,
nichts ändern! —
Gewandt und mit einem gewissen Ton überlegener
Bonhommie sprach Prof, Flournoy aus Genf über einige den
Spiritismus betreffende Beobachtungen. Dabei wies er auf
grossen Tafeln reproduzirte Proben der seltsamen Schriftarten
vor, welche sein vortreffliches Medium, Fräulein
H. Smith, geliefert und als Schriften der Marsbewohner
bezeichnet hatte. Er forderte vorurtheilslose Beobachtung
der mediumistischen Phänomene, gesichert jedoch durch
unerbittliche Strenge in der Forschungsmethode. — Herr
F. W. Myers berichtete sodann, allerdings in sehr abgekürzter
Weise, über „Trance" und gab eine Klassifikation
der mit diesem Terminus bezeichneten Einzelerscheinungen.
Sodann sprach ein Holländer, Herr Van Eden, über einige
Beobachtungen, betreffend die sogenannten spiritistischen
Phänomene. Wenn auch im Grund skeptischer und zurückhaltender
, als Prof. Flournoy, zeugten seine Ausführungen
doch von eindringendem Sachverständniss. — Hierauf folgte
ein Vortrag eines Herrn Chatterß, der sich in der Theil-
nehmerliste als Lehrer der Hinduphilosophie aus Benares
bezeichnete, über die in Indien angewandten Methoden,
experimentelle Psychologie zu studiren. Er gab in gewandter
Weise einen Ueberblick über das somnambulistisch-intro-
spective Verfahren, insbesondere über den Yogaschlaf. —
Als eigentliches Kampffeld um die Gleichberechtigung
der sogenannten okkultistischen Probleme mussten die drei
Tagungen der V. Sektion angesehen werden, deren Ehrenvorsitz
der berühmte Nancyer Universitätsprofessor Dr. Bernheim
, das Haupt der dortigen hypnotischen Schule, führte.
Schon die erste Tagung am 22. August, welche unter dem
Vorsitz von Prof. Flournoy stattfand, brachte eine Reihe
interessanter Vorträge, welche zum Theil Thatsachenreferate
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