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610 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1900.)
B. F. Foster, den Sohn, sah ich zum ersten Male
in einer Spiritisten-Versammlung in der Classon Avenue
in Brooklyn. Jedermann hatte gegen Entree Zutritt. Ich
möchte seine Darbietungen ein interessantes Problem für
Taschenspieler nennen, womit ich aber durchaus nicht
sagen will, dass ich Alles von Mr. F. Dargebotene für
Taschenspielerei halte, sondern blos, dass Taschenspieler
allein hier competent gewesen wären, zu entscheiden, ob
Prestidigitation, oder eine transscendentale Ursache vorliegt.
Ich bin es jedenfalls nicht. — Vor den Augen Aller, im
hell erleuchteten Saale, mitten an der Längswand, schlug
Mr. F. eigenhändig sein in einer Ledertasche mitgebrachtes
Kabinet auf. Darauf wurden drei Stühle in eine Keihe
gestellt und auf den vierten, der weiter rückwärts im Kabinet
stand, Schellen und ein Tamburin gelegt. Mr. F. begab sich
in das Kabinet, setzte sich auf den mittleren Stuhl und
zwar so, dass der WollVorhang ihn bedeckte und durch
Schlitze dieses sein Kopf vollkommen sichtbar war. Auf
Aufforderung, dass zwei Herrn neben dem Medium Platz
nehmen sollten, ging ich mit noch einem Herrn in das
Kabinet und nahm an der linken Seite JVs Platz; der
Andere sass an FJs rechter Seite. Foster nahm nun meine
rechte Hand und legte sie auf meinen rechten Oberschenkel,
seine eigene linke Hand fest auf raeine drückend. Dasselbe
that er mit der linken Hand des anderen Herrn. Ich kenne
nun sehr wohl die bekannte Gefühlstäuschung, dass Druck-
und Kälteempfindung noch einige Zeit nachwirkt, wenn auch
der äussere Reiz schon aufgehört hat, und bemerke blos dazu
, dass Mr. Fh Hand nicht kalt war. Ob die Druckempfindung
nicht noch nachgewirkt hat, nachdem er seine Hand
von der meinigen weggenommen, weiss ich nicht. Jedenfalls
glaubte ich, dass stets seine Hand auf meiner lag. Es
folgten nun die bekannten Phänomene: es erschienen (an
den oberen Schlitzen des Vorhangs) menschenähnliche Hände,
die das Medium und uns Beisitzer kneipten, stiessen, an
Haaren und Ohren zogen, und zwar einige Male (bei einem
anderen Herrn, der später im Kabinet sass) unangenehm
kräftig. Mit mir verfuhren sie recht gelinde; doch hatte ich
entschieden die Empfindung, dass mich vollkommen menschenähnliche
Hände berührten. Nachdem noch einige Schellen
von den Händen aus den Schlitzen gehalten und damit
geklingelt worden war, verliessen der Herr und ich das
Kabinet und konnten mit gutem Gewissen sagen: wir hätten
stets das Gefühl gehabt, dass Foster unsere Hände auf
unsere Schenkel gedrückt gehalten habe. Ich nahm nun in
der vordersten Reihe Platz und konnte von da alles genau
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