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614 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1900.)
anderer Seite irgend ein Vorfall zu Ohren gekommen, der
auf eine absichtliche Täuschung der Sitzungsteilnehmer von
Seiten der Frau Demmler schliessen liesse. „Entlarvt" wurde
sie überhaupt nirgends und niemals.*) Mit ängstlicher Sorge
um ihren guten Ruf war sie stets bemüht, sich von sachkundiger
Hand derart binden zu lassen, dass eine
Entfesselung irgend einer anderen nicht medial veranlagten
Person aus solchen Banden unmöglich war. Die Bandagen
wurden mit solcher Sorgfalt angelegt, dass ich jahrelang vergeblich
1000 Mark öffentlich an sogenannte antispiritistische
Gaukler ausgeboten und die Summe auch amtlich deponirt
hatte, falls eine solche Person, ohne ein Medium zu sein,
in eben so kurzer Zeit - nämlich im Zeitraum von einer
Minute — aus solcher am Stuhl festgesiegelten oder mit
14 Bleiplomben gesicherten Bandage heraus und ebenso
schnell wieder hinein gelangen könne, ohne eines der Siegel
zu verletzen. So habe ich z. B. seiner Zeit nach Aufforderung
des Herrn Professors Sellin in Hamburg den Eisenbahn-
expedienten Zenker, der damals in Schöningen bei Braunschweig
wohnte und früher Seemann war, nach Hamburg
gesandt, um von ihm den unter dem Protektorat des
bekannten Zauberapparatenhändlers Willmann unter dem
Namen „Professor Bellini" operirenden Cigarrenwickler Simon
Abraham genau wie Frau Demmler binden zu lassen. Als aber
Herr Zenker in der mit grossem Tamtam angekündigten
Vorstellung vortrat, wurde es ihm nicht gestattet, die
angebotene Bindung vorzunehmen, und als Zenker Herrn
Willmann hierauf bemerkte, dass er ja dann auch die von
mir ausgesetzten 1000 Mark nicht erhalten könne, da erwiderte
Letzterer: „das spiele für ihn keine Eolle!" Später,
als dieselben Herren, nachdem mit Abbildung des gefesselten
Abraham in der „Gartenlaube" und in „Schorens Eamilien-
*) Auch die von Herrn Albert Kniepf im Februar-Heft (S. 89, Fussnote
) mitgetheilte Notiz betrifft nach Erklärung des Herrn Heckner nicht
Frau Mina Demmler', sondern eine als Magnetiseuse damals in Braunschweig
thätige schwedische Hellseherin (Frau Elim M), die ihm - in fast wörtlicher
Uebereinstimmung mit einer von der bekannten Valeska Töpfer vor ihrer
Abreise nach Amerika gehabten Vision — die Stelle angegeben hatte, wo
auf der Harzburg verschiedene Schätze (F eichskleinodien und wichtige
Pergamenturkunden) vergraben sein sollten. Herr Heckner, welcher (ähnlich
wie du Frei in dem von Dr. Bormann berichteten Fall der Prophetie des
schottischen Sehers Laing) einen unanfechtbaren Beweis für das thatsäch-
liche Vorkommen der Gabe des Hellsehens herstellen wollte, Hess hierauf
auf seine Kosten an der bezeichneten Stelle Nachgrabungen veranstalten,
deren Misserfolg er selbst vielfach dabei vorgekommenen Störungen, der
Reduzirung der Arbeit auf wenige Tage, sowie dem Umstand zuschreibt, dass
das Medium selbst nicht an Ort und Stelle anwesend war, um die erforderlichen
näheren Angaben zu machen. — Red.
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