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626 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1900.)
Das Gravitationsgesetz ist das Gesetz der Extension,
wobei die lntension oder die Zeit als Faktor konstant
gedacht oder genommen wird. Es fehlt aber noch die
Bestimmung der Kraft oder Wirkung durch die Zeit oder
im noumenalen Räume, Eigentlich ist auch diese im
Newton'schen Gesetz implicite schon gegeben und mein
Bestreben ist nur, sie zu entwickeln. —
Um es gleich hier zu sagen: die Bestimmung der
Wirkung durch die Zeit ist einfach die Umkehrung des
besagten Gesetzes dadurch, dass anstatt der Zeit der Raum
als eine konstante, sich gleichbleibende Grösse genommen
wird, und lautet: bei konstanter Raumgrösse muss eine jede
Wirkung negativ, d. h. zeitlich extensiv werden, also
an Intensität zunehmen, und zwar je länger die Konstanz
der Raumgrösse dauert (je weiter im Zeitraum fortgeschritten
wird), um so grösser wird die Intensität der Wirkung.
Wie aber der positive Raum nicht nur als Extensität
erscheint, sondern auch intensive Verschiedenheiten zeigt,
oder besser und allgemeiner ausgedrückt: weil der Raum
an Intensität verschiedene Abstufungen zeigt, vom festen,
schweren Körper bis zum „leeren" Raum, so muss dem
entsprechend auch der negative Raum, welcher uns als
„Zeit" erscheint, genau entsprechende Verschiedenheiten,
d, h. entsprechende Abstufungen an Intensität haben. So
wie in zwei oder mehreren Raumgrössen von einer und
derselben Quantität (Extension) verschiedene Intensitäten,
d. h. verschieden grosse Kraftsummen (als Gewicht) enthalten
sein können, so müssen auch in einem und demselben
Zeitraum verschiedene Extensitäten möglich sein, welche
im umgekehrten Verhältnisse mit den Raumintensitäten
stehen, so dass auch das möglich sein muss, dass in einem
und demselben Raumquantum (in einem und demselben
materiellen Körper) in verschiedenen Zeiten verschieden
grosse Intensitäten (z. B. Gewicht) enthalten sind.
Damit ist auch gesagt, dass ein jedes Objekt für sich
ein räumlich und zeitlich anders anschauendes Subjekt ist,
ein Subjekt mit quantitativ anderem Verhältnisse zum Räumlichen
und Zeitlichen, ein Subjekt, welches eine eigene, aber
nicht qualitativ, sondern nur quantitativ verschiedene, andere
Raum- und Zeitvorstellung für sich hat. Diese quantitativ
verschiedenen Subjekte, oder —, weil es nur eine Subjektivität
giebt —, die räumlich und zeitlich quantitativen Abstufungen
oder Verhältnisse und Relationen des Vorstellungsvermögens
sind das, was wir Objekte oder die objektive Welt nennen.
Weil die Vorstellung durch die Sinne bewirkt wird
und in dieser die Willenskraft effektiv und erschöpft wird,
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