Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 640
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0643
640 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1900.)

konnten Waldenser, Katharer und wie die anderen geheimen
Religionssekten alle heissen, bestehen, aufblühen allen Verfolgungen
zum Trotz, weil Männer an ihrer Spitze standen,
die eins waren mit dem Volk, und, als Kinder desselben,
zu ihm zu sprechen wussten.

Wann wird der Okkultist erseheinen, der seine Lehre
allem Volke vortragen wird? Wann werden sich die Verfechter
der übersinnlichen Weltanschauung hinauswagen vor
das Forum der grossen Oeffentlichkeit, statt in geheimen
Oirkeln Experimenten nachzugehen, bei denen Täuschung
und Selbstbetrug nur allzu oft die führende Bolle übernehmen?
Auch das glänzendste spiritistische Test-Experiment wird die
grosse Masse nicht beeindrucken können, weil zu wenig
direkte Zeugen möglich sind; auch das hervorragendste
Buch wird nicht den Redner ersetzen können, dessen feurige,
hinreissende Beredsamkeit aller Herzen, aller Sinn sich und
seiner Sache gewinnt. Wann und von wannen wird der
Cicero des Okkultismus kommen? —

Ich habe mir auch die Frage vorgelegt, welche Taktik
von einem solchen Vertreter des metaphysischen Gedankens
dem Volke gegenüber befolgt werden müsste. Und ich glaubte
den Ansatz zu einer befriedigenden Antwort in meinem
eigenen Verhalten gefunden zu haben, in der Taktik, die
ich einschlug, als ich, durch den Kampf um's Dasein noch
nicht in eine Gegend verschlagen, wo ich völlig mundtodt
bin, meine Anschauungen einer grosseren Oeffentlichkeit
gegenüber zu entwickeln und zu vertheidigen im Stande war.
Es fällt mir nicht im Traume ein, mich auch nur entfernt
mit den grossen Vertretern ähnlicher geistiger Strömungen
in Vergleich setzen zu wollen, — dazu bin ich viel zu jung
und mir meines Unwerths viel zu sehr bewusst; aber mancherlei
Erfahrungen betreffs des Verkehrs mit einer breiteren Volksschicht
glaube ich mir gesammelt zu haben und denke, dass
die Beachtung derselben einem kommenden okkultistischen
„Propheten" manche Enttäuschungen ersparen könnte.

Da ist für's erste meine Ueberzeugung, dass, wenn ein
geistiger Umschwung zu Ungunsten des jetzt herrschenden
Materialismus sich vollziehen soll, derselbe von „unten", vom
Volke, dem arbeitenden Volke aus erfolgen muss.*) Es ist ganz
verkehrt von spiritistischen Parteiblättern und Wortführern,
gegen den Sozialismus Stellung zu nehmen. Der Sozialismus
ist eine ökonomisch-politische, und wie mir scheinen will,
in nicht allzuferner Zukunft siegreiche Strömung, zu der

*) Die Richtigkeit dieser Anschauung beweist die Geschichte aller
Religionen und Revolutionen der Menschheit. — Red.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0643