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Litteraturbericht.
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d'e*tudes esoteriques. (Gegründet 1889 von Papus, Barlet, Chamuet).
b) TOrdre Martiniste. (Gegründet 1760 durch Mariines de Pasqually).
c) L'Ordre Kabbalistique de la Rose-Croix (1882 von Stanis las de Guaita
gegründet. Jetziger Präsident: Barlet). d) Soci&6 Alchimique de France.
(Präsident: Jollivet-Castelol). Diese vier Gesellschaften haben eine Art
Universität, die „Ecole Superieure libre des Sciences Herm&iques" gegründet,
in der Vorlesungen gehalten, Examina abgelegt und „Doctores en Cabbale"
promovirt werden. Die Seele des Ganzen ist Dr. Encausse-Papus. Ihre
Thätigkeit ist eine enorme. Eine systematische Propaganda überschwemmt
ganz Frankreich und langsam beginnt diese Bewegung auch im Auslande
Fuss zu fassen. —
Die vorliegende Broschüre wird durch den Martinistischen Orden
lancirt. Sie enthält die Papus eigentümlichen Theorien. Wer sich dafür
interessirt, den verweise ich auf den Artikel: Die „Wissenschaft der Magier
nach Papus" („Psych. Stud.u 1897 S. 295) und auf die Uebersetzung des
Buches: „La science des Magesu von Krauss (1896, Leipzig). Eine Kritik
muss ich mir versagen, da diese nur möglich ist, wenn man die ganze
Bewegung kritisirt. Nur so viel sei bemerkt, dass die Bewegung durch den
Tod des geistvollen Stauisias de Gttaita (f 19. Dezember 1897) ihren
bedeutendsten Vorkämpfer verlor und seitdem sich immer mehr in Phantasterei
, Dogmatismus, Vereinsmeierei und Geheimnisskrämerei verflacht.
Nur auf dem Gebiete des rein Historischen entwickelt sie eine werthvolle
Thätigkeit. Dr. Erich Bohn.
Dr. jnr. Wilhelm Ludwig, Spaziergänge eines Wahrheitssuchers
ins Reich der Mystik* 2. vermehrte Auflage. Leipzig,
H. W. Theodor Dieter. 1899. 272 Seiten. 4 Mark.
Die Verlagsbuchhandlung bezeichnet die neue Auflage als „vermehrte.1*
Das ist insofern richtig, als zwei neue Aufsätze „Giordano Bruno und die
Wiederverkörperung" und „Die Persönlichkeitsidee" neu hinzugetreten sind.
Dass unser bester Giordano Bruno -Kenner in dem ersten Aufsatze ein
ausgezeichnetes Essai bietet, war vorauszusehen. Der Genuss des zweiten
Aufsatzes wird leider zum Schluss durch einen unverständigen Ausfall
auf Nietzsche — „irrsinniger Anarchist** — getrübt. Man sollte es nicht
für möglich halten, dass ein Mann wie Ludwig (Ruhlenöeck) sich mit
NordaUy Heyse und Billroth auf eine Stufe stellt.
Im übrigen ist in dem Buch alles beim Alten geblieben. Die gesammte
Forschung der letzten neun Jahre ist unbeachtet, — die wissenschaftliche
Arbeit des Verfassers seit dem Jahre 1890 erstarrt. Niemand wird dem
Verfasser daraus einen Vorwurf machen, wenn man seine glänzenden
Leistungen auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft berücksichtigt. Wer
Werke wie den Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch schafft, der kann
nicht gleichzeitig eine andere Wissenschaft beherrschen. Warum ist aber
überhaupt diese zweite Auflage erschienen? Dr. Erich Bohn.
Dr. med* Nicolaus v. Seeland f Gesundheit und Glück.
Dresden-Neustadt, Verlag der diätetischen Heilanstalt, 1896.
Dr. Seeland'* Buch ist zwar schon vor einigen Jahren erschienen,
dennoch dürfte es den Meisten unserer Leser fast völlig unbekannt sein.
Es ist kein okkultistisches Werk, und deshalb konnte ich mich (trotz dem
Wunsche der Redaktion) nur schwer entschliessen, es in dieser Zeitschrift
zu besprechen. Aber es ist ein Werk, das ich jedem ernsten, denkenden
Menschen, der ein Interesse oder eine Pflicht hat, an der geistigen, sittlichen
und Körperlichen Vervollkommnung seiner Mitmenschen zu arbeiten,
auf den Weg als Geleit, als Zauberstab mitgeben mochte. Der Verfasser
versucht uns zu zeigen, wie wir aus allen Leiden des Lebens, allen Un-
vollkommenheiten und Niederträchtigkeiten des Erdendaseins heraus doch
noch durch körperliche und geistige Gesundung jenes Glücksgefühl
retten können, welches allein das Leben lebenswerth macht. An der Hand
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