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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene
des Seelenlebens gewidmet.
27. Jahrg. Monat Jlovember 1900.
I. Abtheilung.
Historisches und Experimentelles,
f Dr. med. Heinrich Schurtz.
Von C. F.Birndt, Mitglied der Psychologischen Gesellschaft
zu Dresden.
Am 29. Juni 1900 verschied in Loschwitz bei Dresden,
Herr Dr. med. Heinrich Schurtz nach fünfwöchentlicher
Krankheit am Herzschlage. In ihm betrauern alle Psychologen
einen unermüdlichen Forscher, dessen reiche Erfahrung
und umfangreiche Kenntnisse auf allen Gebieten der Naturwissenschaft
und des Seelenlebens ihn wie wenige Andere
zu diesen Studien befähigten.
Am 4. Mai 1833 zu Sclineeberg im Erzgebirge als Kind
armer Eitern geboren, besuchte er später das Gymnasium
zu Zwickau. Schon damals zeigten sich Symptome eines
Herzleidens bei ihm.
Er machte seine ersten medizinischen Studien auf der
chirurgischen Klinik zu Dresden, wo er unter den grössten
Entbehrungen sich mit Vorliebe der Botanik (unter Professor
Reichenbach) und anderen Zweigen der Naturwissenschaften
widmete. Hier wurde König Friedrich August aufmerksam
auf ihn und stellte ihm seine eigene Privatbibliothek zur
Verfügung. Nachdem er sich durch Vorlesungen über
Botanik im botanischen Garten zu Dresden die Mittel zum
Studium erworben, bestand er sein Abiturium an der
Thomasschule zu Leipzig, an dessen Universität er darauf
Medizin nud Naturwissenschaften studirte. Nach beendigtem
Studium Hess sich Dr. Schurtz 1859 als Arzt
in Zwickau nieder, wo er sich 1861 verheirathete. Bereits
1864 entriss ihm der Tod die zärtlich geliebte Gattin.
Während der 1865 und 1866 herrschenden Cholera-Epidemie
Psychische Stadien. November 1900. 42
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