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654 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 11. Heft. (November 1900.)
zeichnete er sich als unerschrockener und unermüdlich
thätiger Arzt aus und liess sich, obgleich er selbst einen
Anfall der Krankheit hatte, nicht von der Erfüllung seiner
Pflicht zurückhalten; er vermuthete schon damals Bazillen
als Ursache der Krankheit. Einen ihm für seine Leistungen
gebotenen Orden lehnte er jedoch in seiner grossen Bescheidenheit
, welche sein edles Wesen überhaupt kennzeichnete
, ab. 1868 ging er eine zweite Ehe ein, welche sich
ebenso wie die erste, durch ein selten glückliches Familienleben
auszeichnete. 1871 verliess Dr. Schurtz die ärztliche
Praxis und wurde zum Direktor des Zwickauer Brückenberg-
Steinkohlenbau - Vereins gewählt. Daneben bethätigte er
jedoch sein Interesse an wissenschaftlichen Forschungen als
Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins, dessen Vorsitzender
er von 1863—1885 war. Von 1866—1882 war er
auch Mitglied des Stadtverordneten-Collegiums zu Zwickau,
in welchem er lange Zeit hindurch das Vorsteheramt bekleidete
.
Durch Hansen's Vorträge und Experimente auf dem
Gebiete des Hypnotismus im Jahre 1876 angeregt, experi-
mentirte er selbst mit Erfolg. Bald wurde auch — im Jahre
1878 — sein Interesse für Spiritismus rege. Er machte die
persönliche Bekanntschaft Zöllners, und bildete darauf in
Zwickau mit mehreren wissenschaftlich gebildeten Freunden
einen kleinen Cirkel zum Studium der von Zöllner
beobachteten Phänomene. 1880 liess er das englische
Medium Eglinton kommen und experimentirte mit ihm,
ebenso wie später mit den Mülsener Medien Schraps, Frau
Demmler, Frau Töpfer u. a., welche er vielfach mit Erfolg
polizeilichen Maassnahmen gegenüber in Schutz nahm.
Er selbst war übrigens niemals ein Freund des blindgläubigen
Spiritismus, sondern vertrat stets den Standpunkt
der wissenschaftlichen, exakten Forschung.
1885 siedelte Dr. Schurtz als Mitbesitzer des dortigen Eisenwerkes
nach Schmiedeberg in Sachsen über. Als Arzt
bediente er sich hier zuerst der Wirkung des sogenannten
thierischen Magnetismus, dessen Thatsächlichkeit er im
Gegensatz zu der herrschenden Meinung annahm. Seine
Erfolge brachten ihn beim Volke in den Ruf eines
Wunderthäters, von dem man sogar verlangte, dass er
Diebe ermitteln und Kühen, die für verhext galten, die
Milch wiedergeben solle.
Im Jahre 1888 gründete Dr. Schurtz mit einigen Gleichgesinnten
die „Psychologische Gesellschaft zu Dresden",
welche sich die wissenschaftliche Erforschung aller Probleme
auf dem Gebiete des Seelenlebens zur Aufgabe gestellt hat,
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