http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0659
656 Psychische Studien. XXVIL Jahrg. 11. Heft. (November 1900.)
20 Personen, bei hellster Gasbeleuchtung, ereigneten sieh
(durch den wieder im Kabinet sitzenden Mr. Foster) dieselben
Phänomene, wie im Saale der Classon Avenue. Ich hatte
keine Tafel bei mir; dafür forderte mich Mrs. Foster auf,
ihr ein Taschentuch zu geben, was ich auch that. Direkt
vor mir stehend (ich sass drei Schritte vom Kabinet entfernt
) tauchte die Dame zuerst mein Taschentuch in Wasser,
wand es aus und reichte das nasse Tuen einer Hand, die
aus der oberen Spalte des Kabinets darnach griff. In
21 Secunden flog es heraus und klatschte auf den Boden
hin; in blauen Conturen war ein Fraueakopf darauf gezeichnet
. Anderen wurde mit derselben Schnelligkeit ebenfalls
auf Taschentücher, auf "Visitenkarten gezeichnet. Es versteht
sich, dass ich im Saale der Classon Avenue und hier, auch
nach der Sitzung, das Kabinet und die (selbstverständlich
thürlose) Mauer dahinter untersuchte. Nochmals betone
ich: die Annahme von Helfershelfern oder einer Mithilfe der
Frau Foster ist völlig absurd. Es bleiben, wie schon gesagt,
nur zwei Annahmen: entweder ist Mr. Foster ein ausserordentlich
geschickter Prestidigitateur, oder er verfügt über
mediumistische Kräfte. Der Leser entscheide!
Ad rem: Prestidigitation bemerke ich, dass soeben durch
die Blätter (z. B. „Deutsche Warte", Nr. 261 A., 23. Septbr.)
Berichte gehen über einen Ausbrechkünstler, des Namens
Harry Rudini, welcher im Konferenz-Saale des Berliner
Polizei - Präsidiums vor dem Chef der Kriminal - Polizei,
Regierungsrath Dieterici und dem Polizeidirektor von Meer-
Scheidt-Hüllesem eine Vorstellung gegeben hat. Rudini entwickelt
eine phänomenale Geschicklichkeit im Oeffnen von
Verschlüssen (Fesseln, Schlössern) jeder Art, ohne Anwendung
von Gewalt und ohne Werkzeuge. Nachdem er von
Kriminalbeamten bis auf's Hemd untersucht worden war,
wurde ihm das amtliche Schliesszeug der Polizei angelegt,
die Beine geschlossen, die Arme fünf Mal doppelt auf dem
Rücken gefesselt. Daumschrauben angesetzt und dadurch
jeder einzelne Finger geschlossen und endlich der Mund
zugebunden, damit er nicht mit den Zähnen arbeiten konnte;
darauf deckte man ihn mit einem grossen Laken zu. Als
man nach 7 Minuten auf ein Zeichen des Artisten aufdeckte,
stand er aller Fesseln ledig da und legte mit verbindlichem
Lächeln alles Schliesszeug unbeschädigt auf den
Tisch hin. Ebenso soll 22. Rudint, ohne die geringste
Verletzung der Schlösser, aus einem verschlossenen Räume,
in dem er gefesselt sitzt, entweichen können. Das ist in
der That wieder eine dringende Mahnung und Lehre
für und an übereifrige Spiritisten, dass Vorsicht
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0659