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660 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 11. Heft. (November 1900.)
Die vier Vorhänge (Teppiche) in II waren zuerst am
Plafond gerafft und wurden direet vor der Sitzung herabgelassen
. Darauf trat ich in das so gebildete Kabinet und
betastete alle Vorhänge; auf mein „all right" betrat Mrs.
Foster in dunkler, bequemer Kleidung das Kabinet und
Mr. Foster blieb rechts davor stehen. (In der Skizze ist sein
Standpunkt mit -f* Mr. F. bezeichnet.) Von seinem Standpunkte
aus konnte er das eleetrische Licht (Hj reguliren;
zuerst wurde es ausgedreht; völlige Dunkelheit herrschte.
Da nun alle Sitzungen ziemlich gleichmässig verlaufen sind,
will ich blos einen Ueberblick über die hauptsächlichsten
Vorkommnisse geben:
Gebet und Gesang, der oft schaudervoll unharmonisch
klang, leiteten die Seance ein; der Gesang wiederholte sich
dann öfters und brach jeweils mit dem Eintreten eines
Phänomens ab. Das erste, das den Gesang unterbrach, war
eine helle, weibliche Stimme, die uns aus dem Kabmete
begrüsste; sie gehörte angeblich ,,Daiseyu, dem weiblichen
Kontrollspirit der Mrs. Foster, an. Eine Musikdose (die auf
einem Tischchen, das neben G stand, lag) spielte ihre Weisen.
— Da theilte sich der Vorhang und es trat (in der ersten
Sitzung) eine Gestalt hervor, in weisse Gewänder gehüllt,
am Kopf einen Turban; das Gesicht konnte ich nicht unterscheiden
, da sie dicht am Kabinet stehen blieb. Es war
inzwischen etwas heller geworden, gedämpftes grünliches
Licht fiel in's Zimmer; ich konnte deutlich Mr. Foster bei
J2 stehen sehen. Nach einer Pause, nachdem die erste
Gestalt verschwunden, tritt plötzlich rasch aus dem Kabinet
eine weibliche Gestalt, einen weissen Schleier über dem Kopf,
in selbstleuchtende, weisse Gewänder gehüllt. (Sie glich
in ihrer Figur wohl der Mrs. Foster). Sie schritt auf eine
Cirkelsitzerin zu und sprach mit ihr. Nun kam Gestalt
auf Gestalt: hohe Männergestaiten mit Bärten und hagere
Erauengestalten mit wallenden Gewändern. Zu beachten
waren besonders drei bis vier Gestalten, die in Gewänder
gehüllt waren, von denen sich hell leuchtende, strahlende
Ornamente in schönen Zeichnungen abhoben. Ja, eine
weibliche Gestalt, die sich, so glaube ich, für Kleopatra
ausgab, trug ein hellstrahlendes, funkelndes Diadem als
Kopfputz. Die Phantome, grosse, kleine, schlanke, untersetzte
, kamen, sprachen mit Cirkelsitzern, begrüssten auch
etwelche als ihie Angehörigen. Eine Dame, die in einer
Sitzung neben mir sass, kam weinend vom Kabinet zurück,
und als ich sie discret fragte, ob sie Jemand erkannt haben
wolle, betheuerte sie mir: es wäre ihr verstorbener Sohn
gewesen, der sie in plattdeutscher Mundart angeredet hätte.
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