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662 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 11. Heft. (November 1900.)
Händedruck nachgiebt, worauf das Phantom sofort zurücktritt.
Einige Male bemerkte ich, dass, wenn ein Phantom, beim
Hinaustreten, die Vorhänge zurückschlug, im Kabinet eine
lichthelle, wogende Nebelmasse vorhanden war. (Materialisationsnebel
? — Cfr. meine „Präliminarien zu einer Theorie
der Spukerscheinungen" III., Ps. St. Augustheft 1897, p. 423).
Es war das sehr schön zu sehen und glich einem silberhellen
Nebelmeer; — gleichwie wenn auf hoher See der Vollmond
auf die Nebelbänke der Kimmung scheint und sie mit
magischem Scheine durchleuchtet. Einige Ma!e (ich glaube
drei Mal) sah ich drei Gestalten zugleich, wsnn auch nur
auf Augenblicke. Die längste Zeit, die sich die bis jetzt
beschriebenen Phantome ausserhalb des Kabinets aufhielten,
war 1—l1^ Minuten. — Nun habe ich noch zwei merkwürdige
Phänomene zu erwähnen: zuerst ein Indianermädchen
, das sich „Sunshinetf (=» Sonnenscheinchen) nannte;
es war eine mittelgrosse, bewegliche Mädchengestalt, mit
hübschem Gesicht, so weit man das sehen konnte, denn es
fiel dichtes, schwarzes Haar in wirren Strähnen auf dieses.
Die Indianertracht Hess zwei wohlgebildete, nackte Arme
frei. Sie trat heraus und wurde von allen Anwesenden mit
unterdrücktem Jubel begrüsst; mit ausserordentlicher Behendigkeit
schlüpfte sie im Zimmer (I) umher, ihre Augen,
deren Weisses man sah, funkelten im braunen Gesichte.
Sie trat an fast alle Anwesenden heran und reichte ihnen
die Hand; auch ich bekam diese warme, lebendurchpulste
Hand. Erst als Mr. Foster wie mahnend (von J* in I)
hereintrat, Hess sie sich von diesem ins Kabinet (IV a in II)
zurückführen. Sie sprach mit leiser Stimme, bewegte sich
graziös und blieb an zwei Minuten in I. Ich halte diese
„Sunshine44 für eine Transfiguration der Mrs. Foster, mit
der sie in der Figur und auch im Gesichte entschiedene
Aehnlichkeit hatte; Mrs. Foster hatte braunes Haar und
einen gelblichen Teint, Sunshine aber schwarzes Haar und
ein braunes Gesicht. (Man müsste also bei Setzung der
Betrugshypothese annehmen, dass das Medium Gewänder
nebst Perrücke angelegt und sich geschminkt habe; da es nun
drei Minuten später in seiner wirklichen Gestalt erschien,
wie wir gleich sehen werden, so müsste Mrs. Foster eine
ausserordentlich geschickte Verwandelungskünstlerin*j
*) Diese Annahme scheint mir doch um so näher zu liegen, als Dr«
Philip Davis, welcher den amerikanischen Spiritismus lange Jahre hindurch
an seiner Quelle und im intimen Verkehr mit den berühmtesten Medien,
namentlich I). 2). Home, studirte, in seinem illustrirten Werk: „La fm du
monde des esprits. Le spiritisme devant la raison et la science" (Paris
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