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Kossuth: Das Newton'sche Gesetz als Grundprinzip etc. 681
(Subjekt an Willenskraft zu, was aber wieder durch die verstärkte
Realität der Vorstellungen ausgeglichen wird). —
Zu weiterer Modifikation: die Macht des Willens resp. die
Bestimmungskraft*) des Subjektiven über das Objektive oder
die „äussere" Welt nimmt zu, indem die Vorstellungen an
Intensität oder Vielheit verlieren; aber eben deshalb, weil
die Freiheit des Willens zunimmt, nimmt die Gesetzmässigkeit
ab, so dass zuletzt aus dem zielbewussten Willen eine
regellose Willkür wird. Mit anderen Worten: das Subjekt
erreicht zwar eine unbeschränkte Macht über die schon
hervorgebrachten Vorstellungen; es kann aber nicht mehr
bestimmen, welche Vorstellungen überhaupt hervorgebracht
werden Etwas sehr Aehnliches sehen wir im Traume.
Man kann diesen Zustand als das Minimum der .bewussten
anschaulichen Vorstellung bezeichnen, — daher als
eine Grenze zwischen zwei Subjekten, zwei Vorstellungsarten
, zwei Welten. Denn es kann noch weiter gegangen
werden in negativer Richtung, welche dann eine umgekehrte
Fositivität darstellt, — eine andere Welt, welche aber in "
und an sich dieselben Verhältnisse hat, wie die unsrige;
nur ist das Verhältniss des Raumes zur Zeit umgekehrt.
Und zwar: wie in unserer Welt, im Menschensubjekte die
Vorstellungskraft oder die objektive Welt überwiegend, vielleicht
maximal ist, aber die Vorstellungen Gesetzen unterworfen
sind, während der Wille zwar frei, aber an exekutiver
Kraft nach aussen beschränkt oder gar minimal ist, direkt
nur auf den eigenen Körper einwirken kann, auch hierin der
Ursächlichkeit oder Gesetzmässigkeit unterworfen ist, — so
ist in der „metaphysischen44 Welt die Vorstellungskraft
minimal (wahrscheinlich Gefühls- oder Gedankenvorstellung),
dagegen der Wille als Bestimmungskraft überwiegend oder
maximal. Hier sind aber wieder die Vorstellungen zwar
frei, d.h. unmittelbar bestimmbar, dagegen aber die Willenskraft
ebenso strengen Gesetzen unterthan, wie in unserer Welt
die Vorstellungen. Das heisst: wie das Verhältniss und
der Verkehr in unserer Welt zwischen Objekt und Objekt
streng geregelt ist, so ist in der transscendentalen Welt
das Verhältniss und der Verkehr der subjektiven oder
geistigen Individuen streng gesetzmässig. Offenbar ist diese
„andere Welt" nicht ausser uns, ich weiss nicht wo, zu
suchen, sondern die objektiven, materiellen Gegenstände
stellen jiur eben so viele geistige Individuen oder Subjekte
dar. Alle Gegenstände ausser uns sind an sich nur andere
*; Hier ist darunter das Aenderungsvermögen der schon vorhandenen
Vorstellungen zu verstehen, was aber in ultima analysi mit der Hervorbringung
neuer Vorstellungen identisch ist.
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