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Maier: Naturwissenschaftliche Seelenforschimg. 747
mich.tt „Schläfst Du denn jetzt überhaupt Va „Du nennst
ja diesen Zustand Schlaf. Ich schlafe aber nur für alles
Andere, nicht für Dich." Sie erwachte, rieb sich die Augen,
dann äusserte sie: „Ich glaube gar, ich war einen Moment
nicht bei mir, aber jetzt fühle ich mich schon besser."
Sie wusste richtig nichts davon, dass sie eingeschläfert war.
Lebhaftes Interesse bietet auch die Schilderung eines jener
Verwandlungs-Experimente, wie sien»t
Frl. A. Piegl im Jahr 1893 im Wiener psychiatrischen Verein
vornahm. Als Verfasser seiner Inschauerin suggerirt
hatte, sie sei 18 Jahre alt, drehte sich ihr Gespräch ausschliesslich
um Verhältnisse und Personen, wie sie genau
zur suggerirten Zeit vorhanden gewesen waren, die ihm
selbst grössentbcüs bekannt, aber in ihren Einzelheiten
seinem Gredächtniss längst entschwunden gewesen waren.
Ihre sämmtlichen Angaben erwiesen sich nachher durchwegs
richtig, bis in die kleinsten (vom Verfasser verifizirten)
Details. Dagegen schlugen alle seine Versuche, gegenwärtige
oder auch nur spätere Ereignisse und Dinge ein-
zubeziehen, gänzlich fehl. Die ganze der suggerirten
nachgefolgte Zeit existirte für sie einfach
nicht. Dieses Verjüngungs-Experiment hatte, obwohl
es höchstens 1% Stunden dauerte, eine sehr deutliche
physiologische Wirkung hinterlassen. Da sie damals junge
Mutter war, hatten ihre Milchdrüsen der suggerirten
Zeit gemäss funktionirt; die Milchgänge waren geschwellt
und verursachten durch den Druck ihres Inhaltes
Schmerz. Die Inschauerin bat, denselben nicht wegsugge-
riren zu wollen, weil das „nicht gut" sei; sie würde ihn
zwar momentan nicht empfinden, aber er würde wiederkommen
. „Wenn Du das beseitigen willst, so musst Du
befehlen, dass das Blut diese Müssigkeit wieder aufsauge
und fortnehme. Das musst Du mir streng befehlen. Befiehl
es so, dass es langsam geschehe; Du kannst es auf
einige Tage, 2 oder 3, vertheilen.*4 Dieser sicherlich sehr
verständigen Weisung gemäss, welche darauf schliessen
lässt, dass Erau M. ohne Zweifel ein vorzügliches Heilmedium
wäre, wenn ihre Umstände ihre Ausbildung als
solches gestatten würden, ertheilte Verfasser seine Anordnung
, und in 3 Tagen war alles wieder in bester Ordnung.
Verfasser kommt zu dem Ergebniss, dass die Hypnose
eine Aenderung der gesammten trehirntliätigkeit darstellt,
nicht nur der psychologischen, sondern auch der physiologischen
(sogar mit Bezug auf die Blutcirkulation), im wesentlichen
darin bestehend, dass der subjektivische Neu-
rocymenstrom, der im Wachzustande allen objektivi-
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