Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 761
(PDF, 212 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Maier: Zur Abwehr.

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hingegen können jene, der ganzen Gesellschaft zur Last
fallenden Schulden und Sünden mit solcher Macht einstürmen
, dass deren sittliche Kraft nicht ausreicht, ihnen
herauszuhelfen, sondern im Gegentheil ein Stück derselben
nach dem andern durch die Tücke der Verhältnisse fortgeschwemmt
wird. Daher verdient auch heutzutage ein
gewisser Theil der Selbstmörder nicht nur unser grösstes
Mitleid, sondern angesichts der Leiden und Kämpfe,
welche dem verhängnissvollen Schritte vorhergingen, unsere
hohe Achtung.*) Dass z. B. ein Werther, der sich aus
unglücklicher Liebe erschiesst, nicht in diese Kategorie gehört
, versteht sich von selbst Alles, worauf ein solcher
jugendlicher Unsinn und Leichtsinn rechnen kann, wäre ein
mitleidiges AchseLucken, und man kann nicht genug gegen
die dichterische Verherrlichung solcher tragikomischer Entschlüsse
eifern. Jedoch keine Regel ohne Ausnahme! Jenes
sind, wie gesagt, Ausnahmsfälle und ihre Zahl wird in dem
Maase abnehmen, als in Zukunft eine besser organisirte und
auf dergleichen Unglücksfalle vorbereitete Gesellschaft dem
Einzelnen in seiner ßedrängniss und Verzweiflung leichter
zur Hilfe kommen wird.

Werni, 17. Sept. 1900. Dr. N. v. Seeland.

Zur Abwehr.

Eine unverantwortlich leichtfertige Kritik unserer Bestrebungen
, die wir nicht ungerügt lassen können, hat sich
das norwegische Spiritistenorgan „Morgendaemringen"
geleistet. Unser hochgeschätzter Mitarbeiter, Herr Hofrath
Dr. Wernekke schreibt uns, dat. Weimar, 2. Okt., darüber,
wie folgt: In der mir eben zugegangenen Oktober-Nummer
der norwegischen Zeitschrift „Morgendaemringen", herausgegeben
zu Skien von B. Torstenson, cand. jur., steht ein

*) Auch schon bei unerträglich gewordenen körperlichen Leiden,
bezw. grässlichen, ein menschenwürdiges Dasein fernerhin thatsächlich unmöglich
machenden Verstümmlungen wird der im praktischen Fall stets
milde Beurtheiler (ähnlich wie der humane Befürworter der Abschaffung der
Todesstrafe gegenüber einer unverbesserlichen Bestie in Menschengestalt nach
Erschöpfung aller sonstigen Schutzmittel der Gesellschaft) allerdings, im
Gegensatz zum doktrinären „Prinzipienreiter", eine Durchbrechung der Regel
zugestehen missen. Dass diejenigen (in Wirklichkeit sehr häufigen) Fälle, wo
eine momentane Geistesstörung des Selbstmörders angenommen werden muss,
bei der theoretischen Beurtheilung ohnedem ausscheiden, ist selbstredend.
Hat doch sogar em Heilenbach in solchem Augenblicksdrang unseliger, seine
sonstige Geistesklarheit umnachtender seelischer Verstimmung seinem an
Blüthen und Früchten edelsten Menschenthums überreichen, schaffensfreudigen
Leben durch Erschiessen ein jähes Ende bereitet. — Maier.


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