Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 777
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Litteraturberioht.

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in die gleiche Bahn einlenken möchten. Nur ein paar kurze Fingerzeige
möchte ich mir erlauben, weil ein eingehendes Referat an
dieser Stelle unmöglich ist. Die Schrift will aufmerksam gelesen
und verstanden sein.

Die Zeichnung des sogenannten „Offenbarungsspiritismus" —
— über den Namen Hesse sich vielleicht rechten — dieses Unkrauts
auf dem okkultistischen Gebiete, ist meines Bedünkens meisterhaft
entworfen. Ich will damit natürlich keinem Einzelnen, der ganz
bona fide in diese infizirende Umwelt hineingeraten sein kann, einen
Vorwarf machen. Der Dienst aber, den Dr. B. allen mit seiner
naturwahren Zeichnung geleistet hat, ist nach meiner Meinung des
höchsten Dankes werth und wird sicherlich auch von Manchem so
gewerthet werden. Die Objektivität, mit der Dr. B. beide Seiten
auf Grund der Berichte über die Vorführungen des sog. Blumenmediums
, Frau Anna Rothe, von denen ich einige mit wahrem Entsetzen
selbst gelesen hatte, zu Worte kommen lässt, die ruhige
statistische Darlegung des gesammten Materials, die scharfe Demarkationslinie
, die er zwischen Forschern wie Crookes, Zöllner etc. und
diesen Auchforschern zieht, die Kenntniss, die er trotz des nicht
verhehlten Mangels an eigener Erfahrung sich aus der besseren spiritistischen
Litteratur über die auf dem Gebiet des Mediumismus
wirkenden Gesetze angeeignet hat, sind in hohem Maasse an-
erkennenswerth.

Ich kann daher auf Grund seiner Darlegungen auch voll und ganz
seinem Gesammturtheil am Schlüsse zustimmen, dass Frau Rothe nach
den dem Referenten vorgelegenen Sitzungsberichten kein Medium
ist. Ob, wie Dr. B. meint, sie nur als eine pathologische Schwindlerin
, nicht aber als eine bewusste, zurechnungsfähige Betrügerin zu
betrachten ist, darüber steht mir, weil ich selbst nicht Gelegenheit
hatte, einer Sitzung mit ihr beizuwohnen, kein Urtheil zu. Ich
würde selbstverständlich erfreut sein, wenn bei näherer, gründlicherer
Prüfung als bisher, die aber auf alle Fälle ohne die Gegenwart
ihres Impresario geschehen müsste, ihre raediumistische Begabung
sich doch noch heraussteJlen sollte. Für die ganze Spiritus
iistische Bewegung würde aber auch das von geringem Belang
sein, weil die Art der Phänomene zum Erweise des Hereinreichens
einer jenseitigen Personenwelt in unsere Daseinssphäre recht ungeeignet
ist. Ich gestehe offen, dass nach meiner Ueberzeugung die
moderne spiritualistischeBewegunginihrerGesammt-
heit — ich schliesse die wissenschaftliche Arbeit der S. P. R. und
ähnlicher Gesellschaften, sowie die philosophischen Arbeiten eines
Teichmüller, Banmann u. A. in diesen Ausdruck mit ein — für die
Kulturbewegung der Menschheit von höchstem, ich möchte sagen revolutionärem
Werth ist, wohl verstanden nicht für den Einzelnen, der
damit in Berührung kommt, sondern für das Ganze, für die Umgestaltung
unserer gesammten sittlichen Weltanschauung. Es handelt
sich also um die wissenschaftliche Feststellung der That-
sache eines Fortlebens, Fortwirkens und F ortleide ns
der menschlichen Monade über den sogenannten Tod hinaus, und
zwar alles dies nach den unverbrüchlichen Gesetzen der Gerechtigkeit
, Liebe und Wahrheit, die schon hienieden unsere höchsten Ideale
ausdrücken. Was innerhalb der Bewegung nicht diesen Zwecken
dienen kann, also wissenschaftlich Unverbürgtes in die Köpfe hineinbringt
, ist vom Uebel und muss als kulturwidrig beseitigt werden.
Von diesem Standpunkt aus sage ich Dr. Bolin noch einmal hier
meinen Dank für seine Gabe, wie ich es bereits persönlich in Breslau
gethan habe. Auf die Einzelheiten einzugehen behalte ich mir für
später vor. Sellin.


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