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Maier; Vom Spiritisten-Kongress «zu Paris
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Bestrebungen, Wahrnehmungen und Empfindungen vom
Niederen zum Höheren, bezw. zur physischen und intellektuellen
Vervollkommnung, Haben alle Glieder einer und
derselben Menschheit sieb oft genug auf demselben Globus
wiederverkörpert und biete dieser schliesslich nicht mehr die
nöthigen Fortschrittsbedingungen, so „ schwärme diese
Gruppe aus," um auf einem anderen Weltkörper materielle
Formen zu beseelen, welche dann die Modelle werden, vermittelst
deren der Geist auf diese neue Welt wirke. Die
an diese phantastischen Vorstellungen anknüpfenden Fragen
führten zu dem Resultat, dass dieselben für diejenigen noch
nicht recht begreiflich seien, welche noch nicht durch die
Wohlthatej der Weihe („initiaüon14) erleuchtet (,fillumines")
seien. Redner krönte dann seinen Nonsens mit der nicht
weiter zu diskutirenden Behauptung, die schwarze Rasse
sei bereits auf dem Höhepunkt („apogee" eigentlich „Erdferne
") einer Civilisation angelangt, von welcher wir Durchschnittsmenschen
nicht die geringste Ahnung hätten, indem
sie bereits alle 12 Häuser des Thierkreises durchlaufen
habe, während die weisse Rasse sich erst „im zweiten
Hause" befinde! Der Psychiater dürfte in dieser neuen
„ astrosophischen Wissenschaft" wohl nur einen eigenthüm-
lichen Fall der von unserem Herrn Litteraturbericht-
erstatter an anderer Stelle festgenagelten „paranoia spiri-
tistica" unserer Tage konstatiren. —
In der Gruppe der „ Spiritualistes independants" gab
der Vorsitzende ßonnardot zuerst einer Frau Mme. de Bzo-
hrazow das Wort, welche den Fortschritt der spiritualisti-
schen Tdee unter den Frauen vom grauesten Alterthum bis
auf die Gegenwart durch geistreiche Schlaglichter beleuchtete
. Der Chevalier de Saint-Marc bekämpfte im An-
schluss hieran das Cölibat der Priester und unterhielt die
Versammlung mit seinen Ansichten über den Unterschied
von Gut und Böse. Auch die Debatte über die Exteriori-
sation des Astralleibs ergab keine neuen, für die Wissenschaft
verwerthbaren Gesichtspunkte.
In der spiritistischen Sektion erregte eine lebhafte
Bewegung der Gemüther die Streitfrage, ob man sich
bemühen solle, für die Re'inkarnation und verwandte Lehren,
auf welchen das ganze Gebäude des Spiritismus {Allan
Kardec'scher Richtung) beruhe, wissenschaftliche Experimentalbeweise
zu suchen, oder ob man in der Erkenntniss,
dass die exakte Wissenschaft in dieses Gebiet niemals oder
doch nicht in absehbarer Zeit eindringen werde, schon
jetzt die „moralischen Gewissheiten" als absolut sichere Gewissheiten
anerkennen solle. Dr. Moulin ist der dem nor-
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