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Leadbeater: Letztes Kapitel aus „Die Astral-Ebene". 17
gebracht werden, das als das Prinzip der sympathischen
Schwingungen oder Resonanz bezeichnet werden kann.
Analogien aus der physischen Ebene scheinen häufig die
Vorstellung über astrale Phänomene mehr irre zu leiten als
sie klar zu machen, da die Analogie immer nur theilweise
zutrifft; aber die Anführung zweier bekannter Thatsachen
aus dem gewöhnlichen Leben kann vielleicht dazu helfen,
diesen wichtigen Theil unseres Gegenstandes klarer zu
machen, wenn wir Sorge tragen, die Analogie nicht weiter
durchführen zu wollen, als sie wirklich geht.
Es ist ja bekannt, dass, wenn die Saiten einer Harfe
stark in Schwingung versetzt werden, ihre Bewegung bei jeder
beliebigen Zahl von Harfen, die in die Nähe der ersten
aufgestellt werden, sympathische Schwingungen in der entsprechenden
Saite hervorrufen, wenn sie genau auf denselben
Ton gestimmt sind.*) Bekannt ist auch, dass, wenn eine
grosse Abtheilung Soldaten eine Hängebrücke überschreiten,
sie nicht in Schritt gehen dürfen, da die vollkommene Regelmässigkeit
ihres ordnungsmässigen Marsches in der Brücke
Schwingungen hervorrufen würde, die mit jedem Schritt
noch intensiver werden, bis die Widerstandskraft überschritten
ist und der ganze Bau in Stücke geht. Mit diesen
beiden Analogien vor Augen (die freilich stets nur als theil-
weise Analogien betrachtet werden dürfen) wird es uns
begreiflicher erscheinen, dass Jemand, der genau weiss, in
welcher Höhe er die Schwingungen zu erregen hat, — der
sozusagen den Grundton der Gattung der Materie kennt,
die er zu beeinflussen wünscht, — fähig ist, durch Anstimmen
dieses Grundtones eine immense Zahl sympathischer
Schwingungen hervorzurufen. Wenn dies auf der physischen
Ebene geschieht, dann wird keine Vermehrung der Kraft
erzielt; auf der Astral-Ebene besteht jedoch dieser Unterschied
, dass die Materie, mit der wir dort zu thun haben,
weit weniger „trägea (dem Beharrungsvermögen unterworfen
) ist und daher, wenn sie durch diese sympathischen
Schwingungen in Thätigkeit versetzt ist, mit ihrer eigenen
lebendigen Kraft den ursprünglichen Impuls verstärkt, der
dadurch bedeutend vereinfacht werden kann; bei weiterer
rhythmischer Wiederholung des ursprünglichen Antriebes, wie
bei dem Marschiren der Soldaten auf der Brücke, können
dann die Schwingungen so mächtig werden, dass die Wirkung
gar nicht mehr im Verhältniss zur Ursache zu stehen scheint.
Ja man kann geradezu sagen, dass es kaum eine Grenze
für die denkbaren Wirkungen dieser Kraft giebt, falls ein
*) Vgl. hierzu die Ausführungen b1ammarion\ Nov.-Heft S. 703. — Red.
Psychische Studien. Januar 1901. 2
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