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22 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1001.)
den verschiedenen Krachen der Gesellschaft zu verhüllen.
„Mundus vult decipia haben wir in der letzten Zeit von
einer Seite gehört, auf welcher man auf so etwas gefasst
sein muss; aber in einer Gesellschaft, die das: „keine Religion
höher, als die Wahrheit" zu ihrer Devise gemacht hat, die
gleichen Maximen mit unverrückbarer Konsequenz verwirklicht
zu sehen, das dürfte doch selbst unserer sonst an
UnWahrhaftigkeit nicht armen Zeit zu weit gehen.
Wie diese Sachlage psychologisch zu erklären, wie das
Schuldmass der Einzelnen dem entsprechend richtig abzuwägen
, welche Entschuldigung namentlich in dem Verlauf
der spiritistischen Bewegung zur Zeit der Gründung der
Theosophischen Gesellschaft liegt, darüber zu reden ist hier
nicht der Ort. Ich könnte es ja nur im Zusammenhang
einer Gesammtdarstellung der mehr als 25jährigen Bewegung
versuchen. Ich möchte hier nur Herrn Dr. Sirebel fragen,
ob er nicht nach den eben gegebenen Andeutungen, für
welche er vielleicht bald genug die stringentesten Belege
haben wird, nicht ein bischen stutzig geworden ist, ob er
wirklich berechtigt war, bei seinem Eintreten für
Schopenhauer'sehe und Beussen'sche Philosophie, in welcher
ich ihm übrigens Dr. Maack gegenüber i»i vielen Punkten
zustimme, von der Theosophie zu reden, welche im vorliegenden
Falle ja nur die Adyartheosophie sein kann,
einem missgestalteten bleichen Schatten, dem er aus Deussen'n
Vedantalehre und Metaphysik ein bischen Blut eingeflösst
hat, um ihn einem Mensehenwesen ähnlich zu machen. Ich
sollte denken, er müsste es fühlen, dass Prof. Deussen wenig
davon erbaut sein kann, sich in so zweifelhafte Gesellschaft
versetzt zu sehen. Da wäre es doch wohl natürlicher gewesen,
er hätte seine Lanze für indische Philosophie eingelegt
und dabei Herrn Dr. M. bemerklich gemacht, dass er für
die aus Schwindel, Unwissenheit und Phantasterei zusammengewachsene
Theosophie kein Wort der Vertheidigung übrig
habe. Es handelt sich doch wahrhaftig hierbei
nicht um ein blosses Wort. Ist es denn so ganz
gleichgültig, aus welchem Geiste oder Ungeiste eine Bewegung
entstanden ist? Es verhält sich ja doch mit der Theosophie
durchaus anders, als mit der spiritualistischen Bewegung.
Bei dieser handelt es sich um Thatsachen, welche dem
Verständniss erschlossen und in die in Umbildung begriffene
Weltanschauung eingereiht werden sollen. Die Theosophie
aber stellt ein paar Dogmen, Karina und ßeinkarnation,
als ihre Grundlehren auf und hat sie durch Schwindelphänomene
, durch erwiesenen Betrug, durch fingirte
Autoritäten, wie die Mahntmas, zu stützen versucht. Und
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