http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0037
Rossuth: Das Newton'sche Gesetz als Grundprinzip etc. 29
dieses Extrakt des individuellen Organismus kann ebenso
gut sinnlich wahrnehmbar (z. B. sichtbar), wie auch unwahrnehmbar
sein, je nachdem das „Extractuni" mehr oder weniger
ist. In beiden Fällen kann aber dieser Auszug mehr oder
weniger wirksam sein.
Im räumlichen Sinne, — mit physikalischen Ausdrücken,
— wäre dies einer sehr raschen Bewegung der Körpertheilchen
oder einer sehr raschen Fortpflanzung der Kraft vergleichbar,
welche dann in einem anderen, an dem entfernten Orte
anwesenden organischen Wesen (Subjekt) wieder konzentrirt,
reflektirt oder organisirt wird. Mit anderen Worten; es wird
anstatt der nächsten Umgebung eine entfernte Oertlichkeit
vorgestellt durch ein anderes Subjekt, welches dort anwesend ist
und quasi als Spiegel dient. Es wird einfach das Entfernte
bewusst (empfunden), aber nur, insoweit das nicht
Entfernte oder Nächste unbewusst, d. h. das
Anschauliche eine begriffliche, logische oder unbewusste
Vorstellung wird. Es ist eben eine Abstraktion vom Räume
oder von der Züt und zwar nur eine Steigerung der stets
vorhandenen und unausgesetzt thätigen Abstraktionsfähigkeit,
welche eben zum Wesen der Welt gehört. Es kann auch
entweder als eine Zurücklegung eines Weges, welcher minimal
vorgestellt wird, d. h. als ein kürzerer oder minimaler Weg
definirt werden, was eine Negation des Raumes bedeutet,
wobei die Zeit eine konstante, unveränderte Grösse bleibt;
oder es kann als eine ungewöhnlich schnelle Succession im
Räume, in einem kürzeren oder minimalen Zeitraum auf-
gefasst werden, wobei der Raum eine konstante, unveränderte
Grösse bleibt. Ein wenig Nachdenken wird uns überzeugen,
dass dies ein neuer Beweis dafür ist, dass Raum und Zeit
wesentlich vollkommen identisch sind. Raum ist nur die
relative (subjektive) Minimalität oder die labile (nicht unveränderliche
) Konstanz der Kraftintension, und Zeit ist nur
die relative (subjektive) Maximalität oder Konstanz der
Intensität.
Man kann ferner sagen (und diese Behauptung ist in
dem allgemeinen Gesetze fest begründet, nach welchem eine
jede Erscheinung (Materie) oder Wirkung (Kraft) mit der
räumlichen Entfernung stufenweise vermindert wird, ohne
je ganz aufzuhören), dass ein jeder Körper — ob organisch,
ob anorganisch — über all als ein Punkt oder als eine
Neutralität, Potentialität oder als eine räumliche oder zeitliche
Minimalität existirt; folglich kann auch unter gewissen
Bedingungen überall eine Effektivität, eine Wirklichkeit
werden. Darin liegt die Möglichkeit der Bewegung überhaupt.
Nun ist aber offenbar, dass alles, was räumlich entfernt ist,
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