Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 52
(PDF, 194 MB)
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52 Psyehisohe Studien. XXVIII. Jahrg, 1. Heft. (Januar 1901.)

veröffentlichten Werke vorlagen. Im Hinblick auf diese kann
man eine Zeit des Schopenhauer- Wagnerischen Einflusses abgrenzen
(„Geburt der Tragödie*' und die vier „Unzeitgemässen
Betrachtungentt). „Menschliches, Allzumenschliches" re-
präsentirt die positivistische Strömung, in die Nietzsche dann
für kurze Zeit, alle fremden Einflüsse von sich abspülend,
untertaucht. Es folgen nun die bedeutendsten, originellsten
Leistungen Nietzsche1®, darunter sein schönstes Aphorismenbuch
„in der Sprache fies Thauwindes geschrieben44: die
„fröhliche Wissenschaft", ferner die beiden grossen moralkritischen
Schriften: „Jenseits von Gut und Böse44 und die
„Genealogie der Moral44, endlich, ganz abseits stehend, die
Bibel der Nietzsche'schen Verkündigungen: der vielbewunderte
und vielgeschmähte „Zaraihustra.44 Die scheinbar scharfe
Gegensätzlichkeit dieser drei Perioden in Nietzsche's Schaffen
lu/t nun schon der bisher veröffentlichte Tlieil des Nachlasses
aufgehoben: er giebt uns die verbindenden Brücken,
zeigt die fliessenden Uebergänge und widerlegt damit die
Fabel von den Zickzacksprüngen in Nietzsche^ Entwickelung.
Der Vortragende zeigt dies an einigen prägnanten Beispielen:
so seh^n wir aus den privaten Aufzeichnungen der Baseler,
ja schon der Leipziger Zeit, wie sich die innere Loslösung
Nietzsche^ von Schopenhauer und Wagner schon zu einer Zeit
vorbereitet bezw. vollzieht, wo er in seinen Veröffentlichungen
scheinbar noch völlig unter der Faseination dieser Männer
steht. Ueberhaupt zeigt uns dieses unveröffentlichte Material,
wie schon früh unter der romantisch-pessimistischen Hülle
alle die Sympathien und Antipathien durchbrechen, welche
den späteren frei gewordenen Nietzsche charakterisiren: seine
Abneigung gegen den verlogenen Idealismus, gegen die
„hinterweltlerische4* Diesseitsverachtung, vor allem gegen die
sozialistischen Nivellirungstendenzen, und seine Bevorzugung
der aufsteigenden Lebens- und Kulturwerthe. — Der Vortragende
sprach die Hoffnung aus, dass, wenn erst das
gesammte Lebenswerk Nietzsche's vorliegen wird, Missverständnisse
und oberflächliche Auffassungen, wie sie
ihren unglaublichsten Ausdruck in der Identifizirung der
Nietzsche'schen Lehre mit dem „Erlaubt ist, was gefällt44
gefunden haben, immer mehr schwinden werden. Dass uns
dieses Lebenswerk in würdiger Form zugänglich gemacht
wird, dafür bürgt uns die unermüdliche, treue Sorgfalt der
Schwester, die sich der Verantwortlichkeit bei solch hoher
Aufgabe voll und ganz bewusst ist und, wie Vorgänge der
letzten Zeit gezeigt haben, ein wachsames Auge hat. Schier
unerschöpflich ist der Nachlass, der von der erstaunlichen
Produktion Nietzsche^ erst einen Begriff giebt und gerade

***


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