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56 P*yohische Studien. XXV11I. Jabrg. 1. Heft. (Januar 1901.)
mit wiederholtem Erfolg auf Bandwürmer! — Ein junges
Mädchen, das beständig von fürchterlichen Nervenkrisen
heimgesucht wurde, versprach „Julia" mit Gebeten zu heilen,
veranlasste aber zugleich Mme. Lay-Fonvielle der Mutter eine
Flasche mit „magnetisirter" Chinarindearznei mitzugeben. Als
letztere heimkam, fand sie das Mädchen in furchtbaren
Krämpfen; der zu Hilfe gerufene Arzt verordnete ein Abführmittel
, die Mutter verwechselte aber in ihrem Schrecken
damit den mitgebrachten Kolben, der so gute Wirkung that,
dass die Krämpfe fortan ausblieben. Unter dem Bett der
Geheilten fand man Tags darauf die Hauskatze todt und
ganz vertrocknet! — Aber nicht nur Menschen, auch Thiere
weiss „Julia" zu kuriren. Die Maulesel eines Gutsbesitzers
in der Nähe von Toulouse waren von der Rotzkrankheit
befallen und sollten nach Anweisung des Thierarztes geschlachtet
werden. „Julia" Hess die Exekution aufschieben
und stellte sie in wenigen Tagen wieder her. — Wiederholt
wusste sie auch verlorene Gegenstände wieder aufzufinden und
versteckte Geldsummen zu entdecken. Ein gestohlenes Rennpferd
hat sie den Besitzer in Saint-Sebastien wieder erkennen
lassen, indem sie ihm empfahl, nicht auf die (durch Anmalen
von den Dieben verändertej Farbe, sondern auf Gangart und
sonstiges Aussehen zu achten. — Einen Oekonomen, dessen
Wiese einen Schatz verbergen sollte, führte sie durch ihre
„Gesichte", resp. guten Rathschläge zur Entdeckung eines
unterirdischen Wasserfalls und so vermöge richtiger Bewässerung
zur praktischen Verwerthung seines vorher
unbebauten Grundstücks. — Ausser „Juliaa sollen aber auch
andere, von den sie konsultirenden Personen verlangte „Geister"
sich vorübergehend in ihr verkörpern und als unzweifelhaften
Identitätsbeweis die Erscheinungen, welche die letzten
Augenblicke der betreffenden Verstorbenen charakterisirten,
vollkommen präzis und deutlich wiedergeben können, so dass
sogar „ungläubige" Zeugen von der postmortalen Einwirkung
derselben überzeugt wurden und die von „Julia" gegebenen
Enthüllungen über das Jenseits annehmen. — Der zweite
Lebensakt dieses neuen Mediums wird sicn nun in Paris
abspielen, wo die Clairvoyante bereits den Besuch hochgestellter
Persönlichkeiten, zahlreicher Politiker und noch
zahlreicherer Journalisten empfängt, auf welche die Wahrsagungen
des „Geistes Julia" über die Zukunft Frankreichs
durchweg grossen Eindruck machen und welche vom Platz
Saint-Georges meist ganz verblüfifc darüber zurückkommen,
dass eine Person, die sie fünf Minuten vorher noch nicht
kannte, ihnen ihre eigenen intimsten Gedanken hellsehend
gesagt habe. — Dieselbe Doppelnammer aes^„Journal du
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