Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 81
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0089
Sellin: Max Müller über Adyar-Theosophie. 81

nachläuft, folgende hübsche indische Lehrerzählung zum
Besten, die hier ihre Stelle finden mag:

„Ein Mann konnte grunzen wie die Schweine; und wo
er grunzte in der Hörweite von Schweinen, da wendeten
sie ihre Köpfe um und suchten das neue Glied ihrer Heerde.
Der Mann wurde berühmt durch sein Grunzen und verdiente
Geld damit, denn die Leute drängten sich herzu,
um ihn grunzen zu hören. So sah ihn ein Weiser, der mit
seinen Jüngern durch das Dorf schritt; der wollte den
Leuten bei dieser Gelegenheit eine Lehre geben. Er errichtete
eine kleine Hütte wie der andere und zeigte an,
dass man hier noch besser grunzen hören könne und zwar
kostenfrei. Natürlich drängten sich die Leute erst recht
zu ihm. Da führte der Weise ein wirkliches Schwein vor
die Versammelten und ärgerte es ein wenig, so dass es
grunzte. Das Grunzen fiel entschieden noch besser aus als
das des Mannes, aber die Leute riefen: „Ist das alles?"
Das hören wir alle Tage; etwas Merkwürdiges ist
nicht dabei. Und damit gingen sie fort. Der Weise aber
sagte: „Vernehmt Ihr es nicht? Die Wirklichkeit
macht uns selten Eindruck; wir laufen der Nachahmung
nach. Darum besteht die Welt; sie ist nichts als eine
Nachahmung des grossen Atman. Es bedarf keiner äusser-
lichen Vermittlung, um das Ich zu erkennen, aber sehr
wenige fragen danach; und wenn man es ihnen noch so
ernsthaft anpreist, es wird keiner zu Euch kommen, der
die Wahrheit um der Wahrheit willen liebt. Darüber
denkt nach."

Das ist wirkliche und bis auf einen Punkt gesunde
indische Weisheit. Der zu beanstandende Punkt ist
der, dass die Welt nicht eine Nachahmung, sondern eine
Wirkung und ein Abglanz des grossen Atman ist. Auf das
theosophiscbe Treiben aber passt die Erzählung vortrefflich.

Die spiritualistische Bewegung aber — so
nenne ich sie, weil sie in ihrem Kern wirklich nicht blos
spiritistisch ist — hat manche Flecken in ihrer bisherigen
Entwicklung abzuwaschen gehabt, und ist damit fertig geworden
, wenigstens zum Theii. Es ist nachgerade Zeit,
dass diesem unscheinbaren Aschenbrödel, in welchem eine
Prinzessin steckt, die Lumpen, mit denen es behangen war,
abgenommen werden. Die aus verschiedenen Trödlerbuden
entlehnten bunten Fetzen, welche zuletzt die Theosophie
dem guten Kinde aufgehängt hat, gehören zu dem Unschönsten
und Widerwärtigsten. Also weg damit!

Psychische Studien Februar 1901.

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