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92 Psychische Studien. XXVIll. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1901.)
(Proceedings Vol. XIV, Part XXXIV) widmet nämlich
Herr Podmore mehr als fünf Seiten einer Untersuchung des
Falles Alexis Didier und gelangt schliesslich zu dem Urtheil,
dass derselbe nichts als ein sehr geschickter Betrüger gewesen
wäre und seine Leistungen keineswegs auf Telepathie oder
Hellsehen zurückzuführen seien, sondern dass Taschenspielerei
zur Erklärung vollständig ausreiche*
Alexis Didier war ein junger Franzose, der in den
vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch seine
Trance-Phänomene ein ähnliches Aufsehen erregte, wie
heutzutage Frau Piper. Es werden die erstaunlichsten Dinge
von ihm berichtet. Mit sorgfältig verbundenen Augen soll
er korrekt Karten gespielt haben, wobei er nicht nur seine
eigenen Karten, sondern auch häufig diejenigen seines Gegners
nannte. Ferner soll er, allerdings mit nicht verbundenen,
aber geschlossenen .Augen, in versiegelten Couverts enthaltene
Worte gelesen, den Inhalt von Packeten angegeben, und
Sätze in Büchern einige Seiten weiter, als dieselben aufgeschlagen
waren, geleseu haben. Mit grosser Leichtigkeit
soll er auch verstorbene oder entfernte, ihm unbekannte
Personen oder Gegenstände beschrieben haben, vorausgesetzt,
dass dieselben einem der Anwesenden bekannt waren.
A. R. Wallace ist nun im Gegensatz zu Podmore der
Ansicht, dass Didier kein Betrüger war, und fügt, um dies
zu beweisen, aus dem Werke des Marquis de Mirville: „Des
Esprits et de leurs Manifestations fluidiques" eine wörtliche
Uebersetzung des über die Experimente Houdiris mit Didier
handelnden Abschnittes bei. Robert Houdin, der berühmteste
Taschenspieler der damaligen Zeit, ging mit der grössten
Vorsicht und Voreingenommenheit au die Untersuchung der
phänomenalen Eigenschaften Didier'* heran, musste aber
trotzdem am Schlüsse der Sitzung zugeben, dass er keine
Erklärung für die von Didier bewiesene hellseherische Fähigkeiten
finden könne und selbst keineswegs im Stande sei,
die Kunststücke Didier'% nachzumachen. Er gab auch ein
dahin lautendes schriftliches Gutachten ab. Der ganze Bericht
ist sehr detaillirt wiedergegeben und trägt unverkennbar den
Stempel der Wahrheit an sich, so dass man sich mit den
Ausführungen Wallace'% einverstanden erklären muss.
Hieran schliessen sich einige Bücherrezensionen:
1) F. W. H. Myers über „Einige Eigentümlichkeiten der
zweiten Persönlichkeit44 von Prof. G. T. W. Patrick, Jowa (,.The
Psychological Review44, Nov. 1898). Myers greift aus der ihm
im Ganzen sehr sympathisch berührenden Arbeit /Vs einige
Stellen heraus, um dieselben der kritischen Beleuchtung zu
unterziehen. /> behauptet, das Niveau der Tranceäusserungen
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