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94 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 2. lieft (Februar 1901.)
Vorstellungen sozusagen vollgepfropft, dass es der sich kundgebenden
Intelligenz, sei dieselbe nun eine Schiebt des
Unterbewusstseins, oder wenn man annehmen will, ein
entkörperter Geist, äusserst schwer fallen muss, sich zu
manifestiren. Aus demselben Grunde ist es z. ß. sehr schwierig
Hysterischen therapeutische Suggestionen zu ertheilen, da -
dieselben sich selbst schon so starke Suggestionen gegeben
haben, dass keine Gegensuggestion sie erschüttern kann.
2) E. W. Taylor über die „Psychologie der Suggestion:
Eine Untersuchung der unterbewussten Natur des Menschen
und der Gesellschafta von Dr. phil. Boris Sidis, Assistent
am Pathologischen Institut des New Yorker Staatshospitals.
Nebst einer Einleitung von William James, Professor an der
Harvard Universität. Das Werk, welchem der Rezensent
volle Anerkennung angedeihen lässt, zerfällt in drei Theile:
Suggestibilität, das Ich, die Gesellschaft.
Unter Suggestion versteht Sidis das mit mehr oder
weniger Widerstand verbundene Eindringen einer Vorstellung
in den Geist, welcher dieselbe schliesslich aufnimmt. Diese
Definition hält Taylor für nicht ganz richtig, da der Widerstand
keine wesentliche Eigenschaft der Suggestion sei,
vielmehr eine ohne Weiteres acceptirte Suggestinn auch die
stärksten Wirkungen nach sich ziehe. Dr. Sidis untersucht
nun die normale und anormale Suggestibilität und gelangt
zu dem Resultat, dass die Suggestibilität eine Disaggregation
des Bewusstseins sei und je nach dem Grade derselben
variire. — Im zweiten Theil, welcher der Untersuchung der
Persönlichkeit und dem Verhältniss des Unterbewusstseins
zum Tagesbewusstsein gewidmet ist, erörtert Sidis unter
Anderem den Fall des Rev. Thomas C. Hanna, der in Folge
eines Sturzes vollkommen erinnerungslos wurde. Durch eine
besondere Methode, welche Sidis „Hypnoidisation" nennt,
bewies er, dass der Patient alle seine verlorenen Erinnerungen
in seinem Unterbewußtsein aufgespeichert hatte, aus welchem
sie zeitweise an die Oberfläche des Bewusstseins gebracht
werden konnten. Allmählich gelang es ihm, diese beiden
Persönlichkeiten, welche sich seit dem Unfall entwickelt
hatten, wieder zu vereinigen und den Patienten vollständig
wieder herzustellen. — Im dritten Abschnitt behandelt
Dr. Sidis die Suggestibilität der Massen, mentale Epidemien
und Aehnliches, versteigt sich allerdings hierbei zu Behauptungen
, welche nach Ansicht des Rezensenten stark
übertrieben sind.
3) Harlom Gale über „Naturwissenschaftliche Seelenforschung
." Bd. I. Das Veränderungsgesetz. Von Rudolf
Mütter, Leipzig. Das hypnotische Hellsehexperiment im
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