Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 99
(PDF, 194 MB)
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Maier; Naturwissenschaftliche Seeleoforschung. 99

Wunät (dessen „Ethik" den Eindruck eines im grossen
Stil angelegten Werkes macht) will das, was sittlich ist,
durch eine historische Betrachtung der Sitten, der That-
sachen des sittlichen Handelns und Lebens zunächst empirisch
feststellen. Die Ethnologie der Sitten soll für die
Psychologie der Sitten das Material erst sichten. Er findet
dabei, dass das Sittliche dem Religiösen entstamme, das
seinerseits wieder aus dem idealen Wunsche nach jenem,
das menschliche Gremüth vollkommen befriedigenden Leben
erklärt wird. Mit dieser Identifikation des „Sittlichen mit
dem Idealen" finden wir ihn aber in derselben Sackgasse
wie die „Glückforscher" angelangt. Denn bei der
Aufstellung des ethischen Problems handelt es sich doch
in erster Linie darum, wem eine sittliche Handlung eigentlich
gilt, für wen sie allgemeingiltigen Werth hat und ob
ein allgemeinei Zweck auffindbar ist, dem sie zu
dienen hat. —

Nachdem wir gesehen haben, dass die allgemeine
Tendenz des Weltprozesses auf die Umwandlung der objektiven
Kräfte in psychische Kraftformen im Wege der
ßewusstwerdungen und Willenshandlungen geht, stellt sich
auch die Norm, welche der praktischen, bezw. angewandten
Ethik, insbesondere der Juristik und Pädagogik, also besser
gesagt, der ethischen Technik als Leitmotiv zu
dienen hat, von selbst ein. Jegliche Technik hat ja irgend
einem Zweck zu entsprechen, der, wenn erkannt, für die
ganze technische Aktion, wenn man so sagen darf, den
ßedürfnissgrund bildet. Mit der Befriedigung des
Bedürfnisses, mit der Erreichung des Zwecks, tritt selbstredend
eine Veränderung des bedürftig gewesenen Zustandes
ein und die Erreichung dieser Veränderung ist der Endzweck
jeder technischen Aktion. Alle früheren Ethiker
leiden an dem grossen Fehler, dass sie nicht das gegebene,
sondern das bereits mehr oder weniger technisch veränderte
Objekt und auch dieses nicht einmal auf
seine Kausalität, sondern lediglich auf den erreichten
technischen Veränderungserfolg hin untersuchten, weshalb
ihnen allen die Angabe des Bedürfnissgrunds, die Namhaft-
machung jener Wirklichkeit fehlt? der die gesammte
Veränderungsaktion dienlich ist. Der iftm^schen Norm:
„Handle nur nach der Maxime, von der du zugleich wollen
kannst, dass sie A11 g e m e i n g e s e t z für alle vernünftigen
Wesen werde," fehlt der Nachsatz: „wenn du nirgendwo
Anstoss erregen und nichts ünangenehmes erfahren willst."
Schopenhauers Norm: „Hilf Allen, so viel du kannst, ohne
jemanden zu verletzen/* lässt die Frage offen: Ja, aber


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