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Kurze Notizen. 1 j 9
auf dieselbe Stelle hatte, die der Gegenpartei gegeben
worden war. — Wir begnügen uns mit diesen kurzen Bemerkungen
auf den in der Dec.-Nr. der „Psych. Studien"
enthaltenen Artikel: Zur Abwehr. Die Redaction der
„ Mor gendaem ringen."
c) Die Portsehritte der Telephonie ohne
Draht Kürzlieh erst ging eine Notiz von Amerika aus
durch die Presse, der zufolge sich der Erfinder des Telephons,
der berühmte Graham Bell, über die Aussichten der Telephonie
ohne Draht ungünstig ausgesprochen hatte. Es wurde bei
dieser Gelegenheit noch besonders darauf hingewiesen, dass
die Ueberladung der Grossstädte mit Telephondrähten
nächstens Bedenken veranlassen müsste. Die Aeusserungen
von Professor Bell scheinen einen nicht ganz unpersönlichen
Charakter gehabt zu haben, denn jetzt bringt die „Elektrotechnische
Zeitschrift" die Nachricht, dass der berühmte
Erfinder selbst einen neuen Apparat ersonnen habe, durch
den er der Lösung der grossen Aufgabe näher zu kommen
gedenkt. Er beschäftigt sich mit dem Problem, das er
übrigens nicht ,,Telephonie ohne Draht", sondern in einer
bescheidenen Redewendung „Telephonie ohne fortlaufende
Leitung" nennt, schon seit fast 20 Jahren. Im Jahre 1880
hatte er das sogenannte Photophon erfunden, das zwar
eine praktische Verwendung nicht zuliess, aber als geniale
technische Leistung allgemeine Bewunderung hervorrief. Die
Töne wurden nämlich durch Lichtstrahlen vermittelt, indem
der Sendapparat einen Lichtstrahl mittels eines kleinen
Planspiegels nach dem Empfangsapparat hinwarf und dort
ein Stück metallisches Selen traf, das die merkwürdige
Eigenschaft besitzt, unter dem Einfluss des Lichtes seinen
elektrischen Widerstand zu ändern. Wenn nun am Sendapparat
gesprochen wurde, so gerieth der Lichtstrahl den
Schallwellen entsprechend ins Zittern und in demselben
Verhältniss wirkte er verschieden auf den Empfangsapparat.
Auf diesem Wege war es möglich, für den Empfänger die
Schallwellen hörbar zu machen, die vom Sender ausgingen.
Im Jahre 1893 hatte Bell dann auf der Weltausstellung in
Chicago einen verbesserten Apparat ähnlicher Konstruktion
ausgestellt, das sogenannte Radiophon. Bei diesem spielte
ebenfalls ein Lichtstrahl den Vermittler der Töne, während
der Empfangsapparat aus einer kleinen Glasbirne mit einem
Korkwürfelchen in der Mitte bestand; von der Birne führten
Hörschläuche an die Ohren der horchenden Personen. In
der Birne wurden durch die wechselnde Wirkung des Lichtstrahls
die Schallwellen erzeugt, die dann durch den Hörschlauch
wahrgenommen werden konnten. Auch mit diesem
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