Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 122
(PDF, 194 MB)
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122 Psychische 8tudien. XXVIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1901.)

willigen und automatischen Bewegungen des Körpers wirken.
Die Untersuchungen der letzten drei Jahrzehnte haben
zunächst das Vorhandensein derartiger geistiger Bezirke
vollauf bestätigt, so dass man jetzt in der Lage ist, genau
die Stelle im Gehirn zu bezeichnen, die z. B. die Bewegungen
eines Armes oder einer Hand veranlassen, wenn eine freiwillige
Thätigkeit, wie etwa das Schreiben oder Zeichnen geübt
werden soll. Ein weiteres Problem, da& für die Psychologie
von grosser Wichtigkeit ist, besteht in der Ermittelung, wie
solche geistige Mittelpunkte auf einander wirken und vor
Allem, inwieweit sie zur Aufnahme von Gefühlseindrücken
und als Ausgangsstation zur Abgabe von Befehlen an
die Muskeln dienen. Es wird allgemein angenommen, dass
die sogenannte Apperzeption, die bewusste geistige Auffassung
, allen Aeusserungen des Willens unmittelbar vorausgehen
muss. Hitzig wies neulich in einem Vortrag darauf
hin, dass wenigstens bei den fleischfressenden Thieren die
Pläne zu den von bestimmten Körpertheilen auszuführenden
Bewegungen in dem sogenannten motorischen Centrum des
Gehirns entstehen, das fraglos die Stelle ist, von der aus
der endgiltige Befehl zur Ausführung der Bewegungen durch
Nertentelegraphie erlassen wird.

f) Telepathie eines Wahnsinnigen. — Von
dem unglücklichen Bayernkömge Otto, der jetzt an einer
gefährlichen Nierenkrankheit leidet, wird in glaubwürdiger
Weise folgendes merkwürdige Vorkommniss aus dem Jahr
1896 berichtet: Schon vor längerer Zeit hatte König Otto
während einiger Tage fast gar nichts gegessen, obgleich sein
Appetit bis dahin stets mehr denn gewöhnlicher Natur gewesen
war. Er schluchzte, jammerte uud schrie stundenlang
ohne Unterbrechung und wurde zeitweise sogar gefährlich
. Als morgens sein Arzt und sein Wärter vorsichtig
den schweren Brokatvorhang zur Seite zogen, der ihre
Schlafzimmer von dem des unglücklichen Monarchen trennt,
sahen sie ihn mit thränenden Augen in eine kleine, silberne
Dose blicken, die sie oft in einem Schubfach bemerkt hatten,
dessen Schlüssel König Otto stets an einer feinen Stahlkette
um den Hals trug. Sobald der Kranke gewahr wurde, dass
man ihn beobachtete, wandte er sich um und lächelte so
glücklich und natürlich, dass der Arzt überrascht näher
trat. Freudig rief der König ihm entgegen: „Die Komtesse
L. . . • hat eine bessere Nacht gehabt, sie ist jetzt ausser
Gefahr \u Dann verschloss er das silberne Schächtelchen,
das nichts als ein paar vertrocknete Erdbeeren enthielt,
sorgfältig und verbrachte einen sehr ruhigen Tag. Er nahm
auch wieder ein gutes Mahl ein. Der eigenartige Vorgang


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