Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 125
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Littet aturbericht

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die Minoritäten die Repräsentanten einer besseren Zukunft zu sein;
denn das Ungenügen an der herrschenden Meinung ist die Bedingung
jedes Fortschritts. Religion in ihrer höchsten Entwickelung ist ein
Kultus, dessen Gegenstand zum Endzweck die Moralkultur und als
Mittel dazu die Körperpflege hat. Der Mensch kann durch Einführung
einer physiologischen und moralischen Zuchtwahl
seine Rasse geistig, seelisch und körperlich annähernd vollkommen
machen, wenn er nur ernstlich will; denn er hat aus Erfahrung
(Darwin l) kennen gelernt, dass die Züchtung derThiere vervollkommnet
werden kann durch sorgfältige Beurtheilung der Eigenschaften des
thierischen Körpers und des thierischen Charakters (Seele) der betreffenden
Paare. Der (unzweifelhaft geschichtliche) Jesus ist nur
deshalb ein Christus, d. i. der vollkommene Mensch geworden, weil
nach den Berichten der Evangelien seine Mutter Maria durch die
erhaltene Prophezeiung auserkoren war, als herzensreine Jungfrau dem
Volke Juda den Erlöser zu gebären. In diesem frommen, heiligen
Sinn hat Maria das „Gotteskind" empfangen, gross getragen und
geboren; so musste, kraft den heiligen Naturgesetzen, Jesus das
werden, was er später wirklich geworden, der grosse, schöne, reine,
vollkommene Mensch und Reformator für eine einst kommende
Menschheit, zu welchem er schon vor der Geburt durch den beständigen
Gedanken seiner gläubigen Mutter „psychologisirt", d. i.
seelisch bestimmt war. (Vgl. hierzu die vorzügliche hmterlassene
Schrift von Dr. Carl du Prel, „Die vorgeburtliche Erziehung als Mittel
zur Menschenzüchtung." Jena, H. Costenoble. 31 S. 1 M.) — Wenn
die Menschen einmal gelernt haben, gemäss den physiologischen Erfordernissen
und Bedingungen zu leben, dann werden Medizinen wenig
mehr in Gebrauch sein. Nichtsdestoweniger wird der Stand der Aerzte
viel nützlicher sein als jetzt: zwar wird man dann nicht mehr lateinische
Rezente von zweifelhaftem Nutzen schreiben, aber in der jeweiligen
deutlichen Muttersprache die Gesundheitsregel n und Bedingungen
aufzeichnen, wodurch der grösste Theil der Krankheiten verhütet
werden kann; Kraft und Schönheit wird dann die höchste
Vererbung bilden. — Das oberste Gesetz der Zukunftsreligion
wird lauten: Du sollst den physiologischen Gesetzen folgen! In den
Schulen dürfen aber nur solche physiologische Gesetze gelehrt werden,
welche bekannt und beweisbar sind; was nicht bekannt ist, muss
erforscht werden. Kein Lehrer darf dem Schüler sagen: „Du musst
das oder jenes glauben!" Der Glaube ist etwas Unfreiwilliges und
der Lehrer muss die Grenzen des menschlichen Wissens erweitern,
nicht einengen; er muss seine Lehren dem Verstand begreifbar
machen, nicht blos dem Gedächtniäs mechanisch einprägen. Auch im
sozialen Leben muss der Egoismus, namentlich das betrügerische
Uebervortheilen und Ausbeuten seiner Nebenrnenschen, einer gegenseitigen
Aufopferung und Hilfeleistung Platz machen. — Der
Spiritismus, als die Wissenschaft der unsichtbaren Ursachen, wird —
dank dem biologischen Magnetismus als Zwischenglied des materiellen
und des geistigen Gebiets — durch experimentelle Erfahrung zu einer
positiven Wissenschaft werden. Die seitherige fast absolute Herrschaft
des skeptischen Materialismus, oder — wie sich Verf. — nicht gerade
geschmackvoll — mit Vorliebe ausdrückt, der tonangebende Emfluss
der heutigen sog. allwissendenPanphilosophen oder „Modernisten",
welche die Existenz einer Seele und eines unsterblichen Geistes leugnen,
— hängt vorzüglich mit dem durch die intellektuelle und moralische
Entartung des Klerus bedingten Verfall der Religion zusammen, welche
wegen der radikalen Unfähigkeit der Repräsentanten des Christenthums
, die Wirklichkeit einer Welt unsichtbarer Ursachen auf
experimentalem Wege nachzuweisen, immer tiefer unter das Ideal des


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