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136 Psychische Studien. XXVIH. Jahrg. 3. Heft. (März 1901.)
Schrift empfohlen. Ich glaubte damals noch, ähnlich wie es
Dr. v. Gaj Ende 1899 meinte, der Eifer des jungen Mannes
lasse sich zur tüchtigen Mitarbeit auf dem okkultistischen
Gebiete verwerthen, falls er noch vom „Bohnismus" loskommen
könne („Psyche" 12, p. 239). Was damit gemeint ist, mag
der Leser a. a. O. nachsehen« —
Ich gestehe zu meinem grossen Bedauern, dass ich mich
in dieser Hoffnung gründlich getäuscht habe. Vor der
Hand dürfte, wie mir auch die mit ihm geführte Korrespondenz
verrieth, auf wissenschaftliches Verständniss bei ihm nicht
zu rechnen sein. Die oberste Göttin der exakten Wissenschaft,
wie der Philosophie, die docta ignorantia, d. h. die Beschränkung
auf das wirklich Erkennbare und Erkannte, die
unbedingte Achtung vor der Wahrheit, die Fähigkeit seine
eigenen Grenzen zu erkennen, ist für ihn entweder gar nicht
oder nur in der Gestalt der Phrase vorhanden. Ich weiss,
dass das ein hartes Urtheil ist, würde es auch nicht aussprechen
, wenn ich nicht glaubte, es genüge, den Leser auf
die Bohvlschm Arbeiten ohne Kommentar zu verweisen. Der
enge Raum dieses Blattes verbietet ja ohnehin ebensosehr
wie die Rücksicht auf die Nerven der Leser ein Eingehen
in das zerfetzte Detail, bei welchem jeder einzelne Punkt
als oberflächlich oder verkehrt müsste nachgewiesen werden.
Für auf den einen Punkt möchte ich zum Sehluss hinweisen,
dass Herrn Dr. fiohn wohl nicht ganz klar gewesen ist,
inwiefern er seine Arbeit als „glänzend" von mir rezensirt
artsieht (B. II, p. 30). Dass meine im Drange eines kurzen
Haltes auf einer Reise in Tübingen hingeworfene Besprechung
viel zu freundlich gerathen ist, will ich ihm gerne zugestehen.
Die Zurückhaltung meiner Anzeige in Bezug auf die Rothe'
Frage, in welcher ich, nur auf sein zerfetztes „Berichtsmaterial"
fassend, die Mediumschaft der Frau lieber anzweifeln, als
seine unfassbare Hypothese vom „pathologischen Schwindel"
aeeeptiren wollte, konnte ihm zeigen, wie sich die Sache
stellen würde, wenn eigene Beobachtung und Nachprüfung
des Zeugnissmaterials mir seinen wirklich pathologischen
Entlarverschwindel aufdeckte. Da ich diese Krankheit
aus früheren Erfahrungen kenne, bin ich freilich nicht
erstaunt darüber. —
Ich will hier gleich einschalten, dass ich überhaupt mit
keiner Zeile seine Arbeit besprochen haben würde, wenn ich
nicht unglücklicher Weise Herrn Eder in Wien verfehlt
hätte. Dieser Herr hätte mir sicher dort seinen „Gesammt-
thatsachenbericht" eingehändigt, der mir jetzt leider
erst nach der Abfassung meines Artikels im Februar-Heft
der „Psych, Stud." zu Händen gekommen ist. In diesem
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