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C. W. Sellin: Schein Wissenschaft und Thatsachen. 137
Falle wären mir zweifellos die Augen über die eigenartige
Wahrheitsliebe aufgegangen, mit welcher Bohn die Berichte
Anderer behandelt. Jetzt bleibt mir nur übrig, Herrn Eder
für seine vorzügliche und instruktive Arbeit
meinen Dank auszusprechen. Zu spät kommt sie für mich
noch nicht. Die Bohn9 sehe Schrift erscheint mir im Vergleich
damit als eine so unverantwortliche Misshandlung
des Beweismaterials, dass ich der Frau Rassmann in
„Nord und Süd" völlig Recht geben muss, wenn sie Bohn's
Vorgehen als „Verleumdung" und „jeder Wahrheit entbehrend
" kennzeichnet, was sein Schriftchen zu einem „durchsichtig
tendenziös gehaltenen Angriff" macht. Ja, nach dem
Erscheinen des zweiten ZtoAn'schen Pamphlets, welches von
objektiven Unwahrheiten und Widersprüchen starrt, kann
ich mein Urtheil nur dahin verstärken, dass ich auch an
dieser Stelle Herrn Dr. Bohn nur sagen kann: er wird seinen
ehrlichen Namen nur dadurch bewahren können, dass er die
gegen Herrn Jentsch, wie gegen Frau Rothe, ich nehme
an in krankhaftem Eifer und leidenschaftlicher Verblendung,
geschleuderten Verläbterungen und Verleumdungen öffentlich
zurücknimmt. Bohn hat beide fast ohne einen Schimmer von
Beweis als Schwindler und Betrüger hingestellt; er hat sich
dabei über das Zeugniss Hunderter von achtbaren Leuten
hinweggesetzt, welche meistens ihre Qualifikation zum Beobachten
und Urtheilen zehn Mal besser bewiesen haben,
als er selbst. Wenn er daher jetzt ein Geschrei darüber
erhebt (p. 28), dass es bisher in der „deutschen Wissenschaft
unerhört gewesen sei, dass man einen wissenschaftlichen (!)
Angriff mit sittlichen Vorwürfen beantworte", so kann ich
ihm darauf nur erwiedern, dass es bisher in der deutschen
Wissenschaft unerhört war, derartige sittlich verwerfliche
Angriffe als wissenschaftlich zu bezeichnen.
Seine beiden Schriften stellen sich als ein solches non plus
ultra von aus dem Zusammenhang gerissenen Verdrehungen,
Entstellungen und direkten Unwahrheiten dar, dass sie einfach
als Makulatur in den Papierkorb gehören. Man bedenke
z. B. nur, dass die Eder'sche Zusammenstellung nicht weniger
als neun Prüfungssitzungen unter allen nur erdenklichen
Kautelen aufführt, über welche Bohn sicco pede, oder um
seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen, als wären sie Luft,
hinweggeht. Und zu diesen kommen noch einige andere,
die völlig gleichen Werth haben. Wenn nun Bohn die
Autoren dieser Berichte, welche sämmtlich objektiver und
sachlicher sind, als seine eigenen mythischen Angaben über
die Breslauer Sitzung, „ausnahmslos als unbekannte Laien"
bezeichnet, so ist das einfach eine flagrante Unwahrheit,
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