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142 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1901.)
früher solche künstliche Blätter gebracht; auch hätten sich
die Leute, welche Leichengeruch darin gefunden, geirrt.
Der verstärkte Geruch stamme von dem chemischen Pro-
zess der Dematerialisation und Remateriali-
sation bei der Bringung her, bei welchem die stark
riechenden Fabrikationsstoffe wieder freier geworden seien,
— jedenfalls eine ganz plausible Erklärung, sobald man
diesen modus operandi bei den Bringungen als wirklich annimmt
. Der „Geist" fügte aber noch etwas hinzu: „Frau
Rothe'* Geister hätten solche Blätter schon vor mehreren
Jahren gebracht, da die Erfindung derselben nicht, wie ich
irrthümlich annähme, erst aus dem vergangenen Sommer
stamme." Gerade diese Bemerkung veranlasste mich, weiter
zu forschen, bis ich die Fabrik, aus welcher die Blätter
stammen, herausbrachte. Der Chef des Hauses, dem ich
die „apportirten" Blätter und Zweige vorlegte, bestätigte
nir nicht nur, dass sie aus seiner Firma stammten und
schon vor 4 Jahren in den Handel gekommen seien, sondern
lachte auch über den Chemiker, der mir habe einreden
wollen, sie röchen nach Leichen. Zum Beweise schenkte er
mir sofort eine ganze Menge dieser für ihn werthlosen Waare,
um mir selbst die Vergleicheng dieses Geruches zu ermöglichen
. Die mit weisser Filzmasse überzogenen Blätter,
deren Geruch ich selbst so abweichend (S. Februar-Heft,
S. 114) gefunden, sagte er, seien freilich erst eine Erfindung
vom letzten Jahr und enthielten nicht dieselben Oele. Ich
brauche kaum zu erwähnen, dass ich auch meinem sachverständigen
Chemiker den Irrthum aufklärte, den dieser auch
bei Vergleichung beider Produkte willig zugestand. —
Meinem kurzen brieflichen Bericht aus Chemnitz
(ITebruarheft S. 115 ff.) füge ich absichtlich nichts hinzu,
da ich nicht für Bohnisten schreibe. Für Andere glaube
ich auch in dieser kurzen Fassung einwandfreie Thatsachen
berichtet zu haben, weiche lediglich das von Herrn Eder gebotene
Material bestätigen und vermehren. Ich bin dabei
ähnlich vorgegangen, wie Grookes es stets bei ihm bisher unbekannten
Medien that. (Vgl Ps. St. 1875, S. 358). Dr. Bohn
mag diese Stelle nachlesen und daraus entnehmen, wie widersinnig
seine Vorschläge (a. a. O. fl. S. 34) sind, über welche
jedes Wort sowohl bezüglich der Bedingungen als auch der
vorgeschlagenen Personen überflüssig ist. Nur die Naivität
ist zu notiren, mit welcher Bohn noch glauben kann, eine
von ihm öffentlich verlästerte freie Frau könnte sich ihm
oder ähnlichen ungeschulten Experimentatoren — ich nehme
den mir persönlich bekannten Prof. Dessoir aus —, Experimentatoren
, unter denen sich sogar ein Dr. Ferd. Maack und
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