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C. W. Seliin: Scheinwissenschaft und Thatsachen. 147
zu umgeben. Es war Niemand da, der sie auf der Tour
nach Hamburg begleiten und ihr mit sachverständigem
Rath zur Seite stehen konnte. Ein Geistersporter
schlimmster Art, ein Herr hatte diese Aufgabe
übernommen.
Ich bitte jetzt den Leser, meiner gedrängten Darstellung
, die ich auf Grund der Angaben des Herrn JT.*),
des Vorsitzenden der „Loge zum Licht" in Hamburg, mit
Zuhülfenahme von Aussagen der Frau Rothe geben werde,
aufmerksam zu folgen, damit er sich ein adäquates Bild
der Situation machen kann, soweit dies nach 7 Jahren noch
möglich ist. Protokolle über die damaligen Sitzungen in
Hamburg existieren nicht; das von Dr. Bohrt in seiner
zweiten Schrift beigebrachte ist gefälscht, wie ich von Herrn
W. erfahre; es ist „zweifellos das Machwerk eines gewissen
Herrn Pohlfuss1 der damals mit seiner Frau der „Loge zum
Licht" angehörte..... Zweifellos war die Entlarvungsgeschichte
auch, wie er eingesteht, deren Absicht, ohne
aber den Vorstand etwas davon merken zu lassen." So
weit Herr W., der mir noch mittheilt, dass diese beiden
würdigen Individuen. Mann und Frau, bald aus der Gesellschaft
ausgeschlossen wurden. Auch mit dem Herrn Thiess
steht es nicht viel besser. — In diese Gesellschaft also kam
Frau Rothe. Herr D., der Begleiter der Frau Ä., hatte sie
zuerst nach Adlershof und dann nach Berlin gebracht, wo
an jedem Tage eine, bisweilen zwei Sitzungen gehalten
wurden. In dem Hause eines Herrn A. musste sie noch
obendrein eine Kranke magnetisch behandeln. Bei diesem
Herrn A.9 einem Theosophen, war nach dieser Behandlung
eine Taschenuhr vermisst worden, die angeblich auf dem
Tisch des Zimmers gelegen haben sollte, in welchem Frau
Ä. sich zum Zweck der Behandlung aufgehalten hatte. Verdacht
bei Herrn A. gegen Frau R., Meldung an D. nach
Hamburg, Mittheilung des Verdachts an die Logenmitglieder
, geheimes Nachsuchen in Frau Rothens Zimmer, das
war die Aura, unter welcher die Sitzungen begannen! Herr
W. versichert zwar, Dh Mittheilung hätte auf Niemand
*) Geraeint ist offenbar Herr Zahnarzt IL Wiesen dang er daselbst.
Zur Beurtheilung der Schwierigkeit, aus der Ferne zu einem klaren Urtheil
zu gelangen, darf ich die Thatsache nicht verschweigen, dass ich von
einer Herrn Prof. Sellin wohlbekannten Seite unmittelbar nach seiner Rückkehr
aus Hamburg, wo er selbst besonders von der Blitzlichtaufnahme (wie
ja auch sein Bericht im Februarheft deutlich zeigt) an Ort und Stelle einen
von dem oben geschilderten sehr verschiedenen Eindruck erhalten hatte, ausdrücklich
vor allzu grosser Leichtgläubigkeit gegenüber jenem Herrn,
den ich persönlich nicht kenne, mit Bezugnahme auf frühere Vorkommnisse
gewarnt worden war. - Mai er.
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