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156 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1901.)
bei der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften
herausgegebenen Sammelwerkes von vornherein
ausser Zweifel. Aber wie dabei Zöllner'* Befassung mit dem
Spiritismus, der ja den Hauptvertretern dieser selben Wissenschaft
und den mit ihr übereinstimmenden Zeitungen, wie
der grossen Menge noch immer ein Greuel ist, wegkommen
werde, darauf durfte man gespannt sein.
Zu gewiss aller wahren Kenner der vieivervehmten
Sache hoher Befriedigung lautet der darauf bezügliche
Absatz (S. 428):
„Seine äusserst zahlreichen Abhandlungen zeigen uns
Z. immer nicht nur als Naturforscher, Astronomen, sondern
stets auch als Philosophen, Erkenntnisstheoretiker. Aus
dieser Veranlagung heraus erklärt sich auch sein Eintreten
für den Spiritismus, zu dessen Anhänger er durch
die Experimente des Amerikaners Henry Stade geworden
war. Es ist bedauerlich, dass ihm hieraus so viel Gegnerschaft
seitens der reinen „Naturwissenschaftler" entstand.
Seine Gegner verstiegen sich schliesslich sogar so weit,
ihn für geisteskrank zu erklären. Dass er weit davon
entfernt war, leichtgläubiger Phantast zu sein, sondern
sich vielmehr nur unleugbaren Thatsachen beugte, beweisen
viele Stellen aus seinen Schriften. Besonders interessant
in dieser Beziehung ist eine Stelle aus der Vorrede zum
dritten Bande seiner wissenschaftlichen Abhandlungen,
S. XXXVI ff, auf die hier verwiesen sein mag."
An der angeführten Stelle unterscheidet Zöllner scharf
zwischen dem Inhalte spiritistisch vermittelter Sätze einerseits
, mit dem die Wissenschaft nichts anfangen könne, da
sie vielmehr „an dem Leitfaden beobachteter Thatsachen
und der dieselben logisch und mathematisch verbindenden
Schlüsse ihr Gebäude weiter fortführen" müsse, und stellt
diesem Inhalte die Art und Weise des Zustandekommens
dieser Sätze, „die einen selbstständigen Werth von höchstem
psychologischen Interesse" besitzen, auf der anderen Seite
gegenüber. Mit diesem Verhalten Zöllners zum Spiritismus,
das der Wissenschaft alle Eechte wahrt und genau den
Grund bezeichnet, von dem aus die wissenschaftliche Behandlung
dieses neuen Gebietes begonnen werden muss,
dürfte jeder Vertreter der exakten Wissenschaften, der sich
über die erkenntnisstheoretischen und methodologischen
Voraussetzungen seiner Wissenschaft klar ist, zufrieden sein
können.
Mit voller Unparteilichkeit werden endlich neben den
wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen, denen Zöllner
angehörte, auch die „Societe scientifique d'Etudes psycho-
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