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158 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1901.)
Wäre es nun schon genug gewesen, dass Zöllner auf
diese Weise im Kampfe mit der herrschenden Wissenschaft
seiner Zeit stand, so erschwerte er sich seine Stellung noch
durch mehrere taktische Fehler. Er sprach in derselben
Weise, wie die eingefleischtesten Spiritisten, von „Geistern"
als den Verursachern der Erscheinungen j er rechnete seinen
Gegnern die mancherlei moralischen und intellektuellen
Schwächen, die sie von ihrem unvollkommenen Standpunkte
aus im Kampfe mit ihm offenbarten, viel zu sehr als Anzeichen
ihres Gesammtcharakters an und nahm aus beiden
Ursachen viele ferner stehende und zunächst unparteiische
Personen gegen sich ein; er Hess seine wichtigsten Veröffentlichungen
in viel zu dicken und zu theuren Bänden
erscheinen und drang deshalb nicht in weitere Kreise, die
er doch zu belehren und für sich zu gewinnen hoffte, bei
denen aber die Gegner allein freies Feld fanden.
Es mag nicht leicht sein, diese Thatsachen so knapp
zu berichten, wie es die Einrichtung der „Allgemeinen
Deutschen Biographie44 erfordert. Die wichtigsten davon
hätten um der Bedeutung des Mannes auf diesem so merkwürdigen
Gebiete und um der Rolle willen, die jener Kampf
in der Oeffentlichkeit gespielt hat, doch vielleicht erwähnt
werden dürfen. Sollte aber durch Verweisung auf eine
Schrift geholfen und mir diese Ehre zu Theil werden, so
hätte ich lieber meine Schrift: „Herrn Professor Zöllner'*
Experimente mit dem amerikanischen Medium
Herrn Stade und seine Hypothese intelligenter
vierdimensionaler Wesen," 3. Aufl., Leipzig, Oswald
Mutze, 1882 (XVI und 122 S., Preis 3 M.) genannt gesehen.
Ich versuche hier die Kennzeichen ausfindig zu machen,
durch die sich ein echter mediumistischer Vorgang von
einem Taschenspielerkunststück unterscheidet. Hiernach
erweisen sich die Vorgänge mit Stade als einwandfrei. Das
aber ist für jede Beurtheiiung von Zöllner^ spiritistischer
Thätigkeit die Hauptsache. Knott spricht nun zwar ebenfalls
von „unleugbaren Thatsachen," aber das wird für viele Leser
so lange eine blosse Parteibehauptung bleiben, als ihnen
nicht die Möglichkeit eigener Entscheidung an die Hand
gegeben wird. Auch wäre, falls nur eine Schrift von mir
genannt werden sollte, von der letzteren aus der Weg zu
dem wirklich angeführten Vortrage, der dort ausführlich
angezeigt ist, leichter zu finden gewesen, als umgekehrt.
Als ein wirklicher Verlust in dem Gesammtbilde Zöllner'*
muss noch die Unterlassung der Nennung seines Buches:
„Beiträge zur Deutschen Judenfrage mit akademischen
Arabesken als Unterlagen zu einer
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