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178 Psychische Studien, XXVIII. Jahrg. 8. Heft. (März 1901.)
dass auch der Herr Verfasser jener den Boden der streng
sachlichen Erörterung entschieden verlassenden und daher
auf den unbefangenen Leser den Eindruck eines Pamphlets
machenden Streitschrift von sich aus zu der Einsicht gelangen
möchte, durch falsche Berichte irre geleitet und in seinem
Eifer, dem bedrängten Medium ritterlich bei zuspringen, zu
weit gegangen zu sein. Red, der „Psych. Stud."
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Als „klassischen Zeugen" in dieser schwierigen Streitfrage
kann Unterzeichneter Herrn Dr. v> Gaj\ obschon es
sich um einen langjährigen und um die „Psych. Studien"
sehr verdienten früheren Mitarbeiter handelt und trotz seiner
„wohlgemeinten Warnung", deshalb nicht anerkennen, weil
derselbe 1) das umstrittene Medium nicht aus eigener Erfahrung
, sondern lediglich auf Grund der ihm von Herrn
Jentsch mitgetheilten, bezw. beeinflussten Protokolle schildert
, und 2) weil er persönlich einen starken Grund zur
Verstimmung, wenn nicht Animosität gegen unseren Herrn
Litteraturberichterstatter hat, indem letzterer schon im
April-Heft 1899 S. 238 ff. dessen aus dem Kroatischen
übersetztes, zu Agram 1899 erschienenes Werk „Aus der
geheimnissvollen Welt" vom Standpunkt der exakt wissenschaftlichen
Forschung aus einer scharfen Kritik unterzogen
und als einen interessanten, aber misslungenen Versuch bezeichnet
hatte, was eine mit zunehmender Gehässigkeit geführte
Polemik zur .Folge hatte, deren weitere Fortsetzung
in den „Psych. Studien" ich aus Gründen des parlamentarischen
Anstands ablehnen musste. —
Was nun den weiteren Verlauf der Verhandlungen über
den „Fall Rothe" betrifft, soweit Unterzeichneter selbst dabei
mitzusprechen in der Lage war, so habe ich unseren Lesern
in Kürze Folgendes zu berichten. Ein Schreiben des Herrn
Jentsch, worin dieser den Abdruck eines seither nicht veröffentlichten
Protokolls über eine frühere Sitzung wünschte
und mir zugleich eine „Richtschnur" für mein ferneres Verhalten
geben wollte, veranlasste mich zu der Erwiderung,
dass ich einer solchen Richtschnur nicht bedürfe, indem
ich selbst genau weiss, was ich nach bestem Wissen und
Gewissen ii dieser leidigen Angelegenheit zu thun habe, und
aus guten Gründen mit meinem eigenen Urtheil solange
zurückhalte, als mir nicht die längst erbetene Gelegenheit
geboten wird, Frau Rothe im eigenen Familienkreise, wo ihr
trotz allen gegen sie sprechenden schwerwiegenden Verdachtsgründen
liebevolles Vertrauen, wie es jedes Medium beanspruchen
muss, entgegengebracht würde, zu prüfen. Herr
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