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In Sachen des Blumenniediums Frau Anna Rothe. 179
Jentsch versprach auch in liebenswürdiger Form, dass Frau
Rothe, sobald sie in die Nähe von Tübingen komme, unserer
Einladung folgen werde, nachdem ich selbst eine solche
nach Chemnitz oder Leipzig abgelehnt hatte, weil ich, —
von anderen Abhaltungsgründen abgesehen, in einem mir
völlig unbekannten Familienkreis keinen sicheren Boden
unter den Füssen fühlen würde.*) —
Inzwischen war der von Herrn Dr. Bohn angekündigte
zweite Artikel im Februar-Heft von „Nord und Süd" erschienen
. Herr Mutze theilte mir mit, dass er Herrn
Professor Sellin (den ich im Einverständniss mit Herrn
Dr. Bohn wegen seiner reichen spiritistischen Erfahrung
und seines zweifellos ehrlichen Charakters auf Grund des
überaus günstigen Eindrucks, den seine ganze charaktervolle
Persönlichkeit bei seinen freundlichen Besuchen in Breslau,
München und hier allgemein machte — Bohn schrieb mir
damals: „Sellin ist ein Prachtmensch, der uns viel nützen
wird" —-, dringend gebeten hatte, das Schiedsrichteramt in
dieser äusserst verwickelten, aber für die ganze Zukunft des
Spiritismus überaus wichtigen Streitfrage zu übernehmen)
zur eingehenden Erwiderung auf die neuen Angriffe gegen
Frau Rothe und ihren Beschützer'* l1^ bis 2 Druckbogen
in unserem März-Heft zur Verfügung gestellt habe, womit
ich selbstredend vollkommen einverstanden war, obschon mir
Herr Dr. Bohn schon vorher mitgetheilt hatte, dass er Herrn
Sellin nicht mehr als unparteiisch anzuerkennen vermöge,
weil derselbe auf die ihm in höflichster Form gemachten
Einwendungen gegen seine in unserem Januar- und Februar-
Heft erschienenen Artikel mit Grobheiten antworte, die sich
Dr. Bohn mit vollem Recht energisch verbat.
Nun erhielt ich selbst aus Chemnitz (vom 5. Februar),
wohin sich Herr Prof. Sellin zum zweiten Mal begeben hatte,
um neues „Material gegen Bohn" zu sammeln, einen Brief
mit der Anfrage, ob ich gewillt sei, den angekündigten
Artikel Sellin's unter der Ueberschrift „Unfug in der
Wissenschaft" mit der „Unterüberschrift": Ein Auch-
forscher u. s.w. aufzunehmen. Dieser Brief, in welchem
Herr Sellin mir zugleich drohte, seine Mitarbeiterschaft
zurückzuziehen, wenn ich mir weitere „bei meinem Mangel
an eigener Anschauung nur Unheil stiftende44 Zwischenbemerkungen
zu seinen Ausführungen erlaube, enthielt so
schwere, von leidenschaftlichster Erregung zeugende Beleidigungen
, bezw. klagbare Injurien gegen die Person
unseres Herrn Litteraturberichterstatters, dem nun von
gegnerischer Seite so^ar die (jedem, der ihn näher kennt,
*) Gerade Prof. Sellin warnte mich damals, ohne ihn hinzugehen. M.
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