Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 199
(PDF, 194 MB)
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Wernekke: Gustav Theodor Fechner. 199

durch einen bewussten oder unbewussten seelischen Vorgang
ausgelöst zu denken. Sie sind im Grunde nur verschiedene
Seiten desselben Wesens, dessen Einheit nur nicht unmittelbar
zur Erscheinung kommt, weil die reine Erfahrung uns nur
eine Seite auf einmal erkennen lässt. Was für mich ein
Gedanke ist, ist für den äusseren Beobachter ein Vorgang
in meinem Gehirn; was für mich ein physischer Vorgang
ist, wenn etwa meinem Nachbar ein Stein auf den Fuss
fällt, ist ihm der seelische Vorgang des Schmerzes, That-
sächlich handelt es sich hier wie dort nicht um zweierlei
Vorgänge, sondern um einen einzigen, — so auch im menschlichen
Organismus nicht um zwei Principien, sondern um
eins: vom äusseren Standpunkte betrachtet, nennen wir es
Leib, vom inneren aus Seele. Dieser Organismus erhält
seine Besonderheit und Einheitlichkeit durch das Bewusstsein.
In diesem werden die verschiedenen Thätigkeiten verknüpft.
Das Auge hört nicht, was das Ohr, das Ohr sieht nicht
was das Auge wahrnimmt; jedes ist in seiner Sphäre gegen
das andere abgeschlossen, keines weiss von dem anderen,
noch vom Geiste des Menschen. Doch über Auge und Ohr
schwebt ein Höheres, der Menschengeist, der beide Gebiete
in sich fassend zugleich um die Empfindungen von Auge
und Ohr weiss, sie verknüpft und versteht. — Eine ähnliche,
nur viel höhere Mannigfaltigkeit der Theile, Zusammenhänge
und Thätigkeiten an einem nach Form und Inhalt einheitlich
abgeschlossenen Wesen erblicken wir auf der Erde. Wie
die Theile des Menschen zweckmässig einander nebengeordnet
und dem ganzen Menschen eingeordnet sind, so sehen wir
der Erde ganze Systeme — Menschen-, Thier- und Pflanzenreich
— zweckmässig eingeordnet, sehen die Erde also ausgerüstet
mit viel zahlreicheren und mannigfaltigeren Organen
als den Menschen, die alle sich in grösserer Abwechselung
und mit grösserer Freiheit an ihr und unter einander bewegen;
sehen sie diese Organe, d. h. diese Fülle von lebendigen
Geschöpfen, in sich erzeugen und tragen. Wesentlich dieselben
Gründe, die uns bestimmen, eine Seele in unseren Mitmenschen
anzunehmen, obwohl sie uns äusserlich nicht wahrnehmbar
ist, sprechen für das Vorhandensein einer Thierseele, —
und da ohnehin der Uebergang zwischen beiden organischen
Naturreichen ganz unmerklich ist, für das Vorhandensein
einer Pflanzenseele, so dass jeder irdische Organismus
als ein einheitliches Doppelwesen nacht Leib und Seele aufzufassen
ist. Dieselben Gründe aber, so eben flüchtig angedeutet
und bei sinniger Betrachtung sich entschieden
aufdrängend, sprechen dafür, dass auch die Erde ein
Organismus sei, nur auf höherer Stufe als der Mensch, —


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