Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 203
(PDF, 194 MB)
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Wernekke: Gustav Theodor Fechner.

203

in der „Anatomie der Engel" gehandelt, allerdings in dem
humoristischen Tone, der sich bei der Jugendlichkeit des
Verfassers und der Kühnheit des Gedankens zu empfehlen
scheinen mochte). Seine Ansicht bedarf zu ihrer Begründung
des Spiritismus nicht, wiewohl er, soweit er sich auf That-
sachen gründet, zu ihrer Befestigung dienen kann. Die
Möglichkeit spiritistischer Erscheinungen will Fechner nicht
bestreiten, doch fügt er sich „mit Widerstreben den zwingenden
empirischen Gründen, die Thatsächlichkeit solcher Erscheinungen
anzuerkennen."*) Er gesteht: „es hiesse die
Erfahrungswissenschaft preisgeben, wollte man der Masse
und dem Gewichte der Zeugnisse, die für die Thatsächlichkeit
spiritistischer Phänomene vorliegen, nicht weichen. . .
Wäre der Spiritismus eine Verkehrtheit, so wären die Mittel,
die man gegen ihn braucht, noch verkehrter. Sonst zieht
man Schlüsse nur aus gelungenen Versuchen und verwirft
die misslungenen, eben weil sie misslungen sind; in Beziehung
auf den Spiritismus zieht man seitens der Antispiritisten
Schlüsse nur aus misslungenen Versuchen und verwirft die
gelungenen, eben weil sie gelungen sind. Sonst untersucht
man in einem neuen Beobachtungsfelde, unter welchen Bedingungen
die Versuche gelingen; hier schreibt man ihnen
die Bedingungen dazu von vornherein vor, und wenn z. B.
ein Versuch unter sichernden Vorsichtsmassregeln im Dunkel
oder Helldunkel gelingt, so gilt er nichts, weil er nicht im
Hellen gelungen ist; gelingt er aber unter günstigeren
Bedingungen auch im Hellen, so gilt er doch nichts, weil er
überhaupt gelungen ist." — Diese und ähnliche Bemerkungen
macht Fechner, wie er ausdrücklich hervorhebt, „nicht aus
Sympathie für den Spiritismus, sondern weil der Sache und
den Personen ihr Recht zu geben ist; denn so gern man
den ganzen Spiritismus um jeden Preis beseitigen möchte,
ist doch der Preis der Wahrheit dafür zu hoch."

Die Besonnenheit der Fechner9sehen Betrachtungsweise,
die hieraus sich erkennen lässt, im Verein mit dem Inhalte
seiner Lehrmeinungen, möge dazu führen, dass aus den
Schriften des grossen Denkers, der den grössten Theil des
vergangenen Jahrhunderts durchlebt hat, im neuen Jahrhundert
in immer weiteren Kreisen Belehrung, Stärkung und
Erbauung geschöpft werde.

*) Ueber Fechner'* Theilnahme an einigen der Sitzungen, die mit
Henry Stade im Hause Zöllner'* abgehalten wurden, vergleiche man den
Auszug aus seinem Tagebuche: Sphinx 1888 (Bd. V), S. 217.


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