http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0233
224 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1901.)
Gebilde, die man nur aus Erfahrung kennen lernen kann.
Demnach wachsen sie nicht wild im Gehirn oder anderswo
herum, und aus allem dem folgt, dass sie jedenfalls von
aussen her in das Gehirn gemeldet werden mussten. Ja
wer war denn die Ursache, der Anstoss zu dieser Meldung?
Das Subjekt konnte es nicht sein, da ja die Oerebration
unlpewusst vor sich ging. —
* Man könnte nun einwenden: die Elemente dieser Mars-
s^/ache sind dem Französischen nachgebildet und so sind
diese Elemente schon im Gehirn verzeichnet.
Nun, Nachbildung ist noch keine Identität und das
vervollkommnete Javanische noch kein Französisch, abgesehen
davon, dass nirgends behauptet wird, das Mediuni
wäre dieses Javanischen vollkommen mächtig. Es wird
daher die sogenannte Marssprache neue Gebilde als Worte
aufweisen, für die dasselbe gilt, was oben schon gesagt wurde.
Wir kommen also wieder zu der Frage: was ist die
Ursache davon, dass diese fremden Gebilde in das
Gehirn des Mediums gelangten? Die Theorie von der un-
bewussten Cerebration giebt uns darüber keine genügende
Auskunft. Im Gegentheile heisst es im betreffenden Artikel:
„Wir sind also wohl zu der Annahme berechtigt, dass wir
es hier mit einer Art von besonderem Traum zu thun haben,
ähnlich jenem, der die Hexen zu ihrem Sabbath führte, und
dessen Ursachen erst noch näher zu bestimmen bleiben."
Wie weit wird man mit dieser Erklärungsart noch
kommen ? Der Vergleich mit dem Traumzustand der Hexen
trifft nicht zu; denn man weiss es jetzt, dass die Hexen
mit einer Salbe, deren Komponenten auch bekannt sind,
ihren Körper bestrichen, beim Aufwacnen aber genaue
Kenntniss von ihrem Traume hatten, derart, dass sie denselben
sogar mit der Wirklichkeit verwechselten. Bei den
Medien dagegen kommt das Alles nicht vor; am wenigsten
wissen sie aber im wachen Zustande, was im Trance vorgegangen
ist. Wenn man schliesslich noch zugeben muss,
dass die Ursachen dieser Art von besonderem Traum erst
noch näher zu bestimmen bleiben, dann giebt man offenbar
selber zu, dass diese Erklärungsnrt nicht genügt.
Prof. Flournoy spricht von einer Marssprache, Da nicht
anzunehmen ist, er habe diese Bezeichnung aus der Luft
gegriffen, so musste ihm von irgend einer Seite erklärt
worden sein, diese unbekannte Sprache sei die der Marsbewohner
; (anzunehmen, dass diese Sprache allen Marsbewohnern
zukomme, dazu ist kein Grund vorhanden!) Das
konnte aber nur (selbstredend! — Red.) von Seite des
in Trance befindlichen Mediums geschehen sein. Dem
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0233