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Mikulcic: Bemerkungen zu der Besprechung von Floumoy* s Werk 225
Medium konnte wiederum diese Kenntniss u. E. nur so zugekommen
sein, dass ausserirdische Wesen es ihm
mittheilten, zugleich ihm suggerirend, dass es mit ihnen
in dieser Sprache redete; dabei musste das Medium diese
Wesen gesehen, ja sie vielleicht auch beschrieben haben.
Warum setzt man nicht hier den Hebel an zur Erklärung
dieses Phänomens? Statt dessen ist von dieser eventuellen
Enunciation des Mediums in dem im Februarheft übersetzten
Artikel der „Psych. Stud.", zu welcher diese Bemerkungen
gehören, keine Spur zu finden! —
Ferner wird mitgetheilt, dass das Medium eine Anzahl
Phrasen theils im Sanskrit, theils in arabischer Sprache
geredet, resp. gesprochen habe. Um diese Erscheinung zu
erklären, sieht sich Prof. Floumoy zu der Annahme genöthigt,
es habe das Medium unbewusster Weise in seinem
Gedächtnisse einige Proben Arabisch und Sanskrit ein-
registrirt, nachdem dieselben ihm irgend einmal zu Augen
oder zu Ohren gekommen wären. Es hätten also diese
Brocken seinerzeit jedenfalls das Tages - Bewusstsein des
Mediums passirt haben müssen, um nachträglich einregistrirt
zu werden. Dass das Medium je diese Brocken in sich
aufgenommen, ist aber nicht zu erweisen und auch an sicli
doch sehr unwahrscheinlich! — (Einverstanden! — Red.)
Es ist immer misslich, wenn eine und dieselbe Tbat-
sache auf verschiedene Weise erklärt wird. Die Thatsache
des Redens in einer dem Medium sonst vollkommen unbekannten
Sprache, ob dieselbe Marssprache, Sanskrit oaer
Arabisch heisst, ist immer dieselbe, und die soll nun verschieden
gedeutet werden! Im Falle der sogenannten Marssprache
hat man das Tagesbewusstsein nicht herbeigezogen,
im Falle des Sanskrit und des Arabischen thut man es.
Da nun alle drei Sprachen dem Medium offenbar unbekannt
sind und bei der Marssprache das Tagesbewusstsein nicht
nothwendig war, so wird diese Notwendigkeit auch bei
den andern zweien nicht vorliegen, und hiermit fällt die
Aonahme Prof. Floumoy s. —
Ueberhaupt ist es schwer und immerhin sehr misslich,
eine Annahme durch eine nicht erweisbare Voraussetzung
zu stützen. Denn es kann der Fall vorliegen,
dass die Voraussetzung nicht zutrifft oder nicht eingetreten
ist. Da aber die Thatsache doch existirt, so ist dadurch
klar, dass diese Thatsache auch ohne jene Voraussetzung
besteht, mithin gerade das Gegentheil von dem erwiesen,
was man durch die Voraussetzungen erklären wollte.
In dem Falle des Syndikus Chaumontet und des Pfarrers
Burnier wird zugestanden, dass die spiritistische Hypothese
Psychische Studien. April Wl. 15
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