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Sellin: In eigener Sache.
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„Psych. Stud« (Märzheft 8. 178ff.) über meine Person, die
leider auf unverstandene und halbverstandene Aeusserungen
in kurzen, knapp zusammenfassenden Privatbriefen sich
stützen, nicht ganz mit Schweigen übergehen, wie der billig
denkende Leser sich selbst sagen wird. Ich bitte daher um
Verzeihung für die folgenden Bemerkungen.
Ich bemerke von vornherein, dass ich Herrn Dr. Maier
auf dem von ihm eingeschlagenen Wege, kurze Stimmungsbriefe
in die Oeffentlichkeit zu ziehen, ohne den Schreiber
um Erlaubniss zu fragen, einem Weg, der meinen Lebensgewohnheiten
widerspricht, nicht zu folgen gedenke.*) Nur
auf das eine möchte ich hinweisen, dass Dr. Maier die Briefe,
in denen angeblich Dr. Bohn „in höflichster Formtf mir
Einwendungen gemacht hat, um sie dann mit Grobheiten
beantwortet zu sehen, nicht kennt. Wie weit diese Briefe
mich berechtigten, einen schroff abweisenden Ton anzuschlagen,
darüber dürfte Dr. Maier nach Lage der Sache schwerlich
zu einem Urtheil berechtigt sein.**) Für den Leser will ich
nur ganz allgemein an das von Rakel Varnhagen irgendwo
ausgesprochene Wort erinnern, die Wahrheit sei immer
grob; das liege aber nicht an ihr, sondern an der Gemüthsverfassung
dessen, iür den sie bestimmt ist.
Die Meinung des Dr. Maier über meinen „Zickzackkurs"
scheint mir auf einem Missverständniss zu beruhen. Ich
habe, als ich trotz meines vielleicht auch nach des Lesers
Ansicht berechtigten Widerwillens gegen die meist irreleitenden
redaktionellen Zusätze meinen März-Artikel auf
Herrn Mutze's Ersuchen zu schreiben begann, diesem von
meiner Bereitwilligkeit dazu Mittheilun# gemacht. Ich gab
mich der Hoffnung hin, dass auch Dr. Maier auf diese
Weise von meiner Absicht unterichtet sei, was freilich nicht
der Fall gewesen zu sein scheint. Hinzusetzen möchte ich
noch, dass während dieser Zeit das Verhalten des Dr. Bohn
gegen mich hinter meinem Rücken, wie ich hernach von
*) Ich habe hierauf zu erwidern, dass Herr Prof. S mich ausdrücklich
früher ermächtigt halte» solche Auszüge aus seinen Privatbriefen zum Abdruck
zu bringen, wogegen er ja auch, soweit es im Jan.- u. Febr.-Ueit geschehen
ist, nichts einzuwenden hatte. (Vgl. Märzheft S. 142, Z. 17 ff. v. u.)
Ich habe von dieser Erlaubniss auch in meinem Bericht im Märzheft S. 179 ff.
nur, insofern es mir zur Klarlegung des bisherigen Ganges der Verhandlungen
, woiüber ich unsern Lesern Rechenschaft schuldete, unumgänglich
erschien, diskretesten Gebrauch gemacht. JA
**) Ein solches habe ich mir ja gar nicht angemasst! Wenn lleir
Prof. S. den betreffenden Satz auf S. 179 Z. 22 ff. v. u. noch einmal ohne
leidenschaftliche Erregung nachlesen will, so kann ihm wohl nicht entgehen,
dass ich dort nur erwähne, was mir Herr Dr Bohn „vorher mitgetheilt
hatte", dessen Mittheilungen ich übrigens in jahrelangem Verkehr stets
absolut zuverlässig gefunden habe. JA
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