Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 246
(PDF, 194 MB)
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216 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. I. Heft. (April 1901.)

anzugeben. So auch im Uebrigen. Und beim Lesen wachte
manches, was bei mir gänzlich vergessen war, wieder auf:
die Miene, die Berr Reinike zeigte, als ich von einem
seinerseits längst zurückgelegten Lebenswandel erzählen
wollte, die Bewegung vor dem Kopfe, bei der ich Herrn
Piglhein ertappte, das Lachen seiner Gemahlin, die ganze
Scene während und nach der Mahlzeit, der spätere Rückblick
auf meinem einsamen Spaziergang in der „Via dolorosa." —
Wie ich Ihnen schrieb, Leute, wie ich einer bin, haben
keine Wissenschaft zu erweitern, kein E^gebniss festzustellen,
keine Erfindung auszunützen. Uns ist ein Geheimniss anvertraut
; kaum könnte man sagen, eine Geheimlehre; denn
etwas mitzutheilen, sind wir nicht verpflichtet: im Gegen-
theil. Wir haben eine Gabe, die nicht zu verlieren, nicht
zu vergeuden ist, wir dürfen sie nicht missbrauchen, man
hat sie zu hüten, nicht selten muss man sie verbergen.
Höchst gefährlich kann sie werden für andere und für uns
selbst. Ich füge hinzu, dass, — so lange das Menschengeschlecht
menschlich bleibt, nicht thierisch, nicht teuflisch
wird, etwas Göttliches an sich hat, etwas in höherem Sinne
Unsterbliches, etwas, das nicht untergeht, so lange die
Menschenseele mit der Weltseele Gemeinschaft und Zusammenhang
hat, — diese Gabe vorhanden sein wird bei
einzelnen Menschen, vornehmlich bei sehr vereinzelten
Menschen: eine ununterbrochene Tradition, ein besonderes
Bewusstsein, eine tiefere Erkenutniss, eine Kraft, die Vergangenheit
, Gegenwart, Zukunft verbindet, vereinigt,
einigermassen beherrscht. Und was ich hiervon zeitlichen
Verhältnissen behaupten möchte, würde ich auch auf räumliche
ausdehnen. Die Fackel geht von der einen Hand zur
anderen. Nur die dazu berufene Hand kann sie empfangen,
kann sie tragen, kann sie übergeben. Wäre sie aber verlöscht
, so hätte man nicht nur die Liebe, den Glauben zu
Grabe getragen, sondern auch die Hoffnung; das Menschenleben
wäre ohne Licht, ohne Ziel, wäre kein lieben mehr
der Menschen. Ich schreibe dieses, der ich im Mittelalter
wäre verbrannt worden, der ich mit äusserster Mühe und
Noth meine jetzige Existenz aus dem 19, in das 20. Jahrhundert
hinüber rette. Und wie ist es in der Blüthezeit
Griechenlands dem Sokraies ergangen und auf der Kullurhöhe
Roms — in jenem Jerusalem — in jener „Via dolorosa" —

dem Gründer des Christenthums!--u ,,Aus meinem

Leben ist Einiges vor Jahren niedergeschrieben und versiegelt
einem Archiv übergeben worden. Nach mehreren
Jahrzehnten wird vermuthlich das Manuskript zur Einsicht
gelangen."


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