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248 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1901.)
Studien auf Phrenologie und Physiognomik gekommen und
hat dabei sein Vermögen entdeckt, die physische und
psychische Beschaffenheit eines Menschen auch durch
sensitiven Rapport oder Hellfühlen zu diagnostiziren,
also auch „psychometrisch." Was man mit Phrenologie
und Physiognomik als optisch basirten Wissenschaften
erreichen kann, das und noch mehr leistet JH. auch durch
Rapport mit den unsichtbaren Strahlen oder der Aura
unseres Körpers, bezw^ron uns herrührender oder getragener
Gegenstände, Ringe, Haarlocken, Briefe u. s.w., indem er,
wie er sagt, die Beschaffenheit und Zustände einer Versuchsperson
in Form von Reflexen, nach Art der Magnetiseure
also, an und in seinem eigenen Leibe und Zustande vorübergehend
empfindet. Es ist klar, dass sich Manches von solcher
Diagnostik nicht unter exakten Beweis stellen lässt, auch
dass die Angaben zum Theil nicht genau umschrieben
ausfallen; doch wenn sie nur zur Hälfte oder zu einem
Drittel überzeugend sind, ja wenn wir auch nur einige
unverkennbare Beweise erhalten, so ist damit die Thatsache
eines solchen sensitiven Rapports erwiesen. In wie weit man
das praktisch verwenden kann, mag eine Frage für sich
sein; wissenschaftlich genügt das Gelingen einer oder der
anderen unverkennbar zutreffenden Diagnose, Hier kommt
auch hinzu, dass sich nicht jedes Objekt zum Beweismittel
eignet, und dies sollte bei diesen Versuchen stets berücksichtigt
werden. Die Stärke des Herrn Huter ist das Erkennen
von Krankheitsanlagen auffälliger Art, überhaupt die
physiologische Diagnose, die freilich desto besser
glücken wird, je stärker die Krankheitssymptome sind. Sein
Programm war dreitheilig: 1) Diagnosen durch Phrenologie
und Physiognomik, 2) durch Rapport mit der Aura der
Versuchspersonen, oder 3) durch Rapport mit der Aura von
getragenen Gegenständen in verschlossenen Couverts. Den
Rapport bewerkstelligt er mit den Händen, durch Banger
und Handteller, indem er die Hände erst dem Objekt ziemlich
nahe bringt und dann die Aura im Umkreise bis zu mehreren
Metern hellfühlend untersucht und auf seine Hände wirken
lässt, sei es nun direkt von der Person, oder von einem der
Versuchsperson gehörigen Gegenstande. — Diese Dinge sind
den Kennern der okkultistischen Litteratur bekannt, und
ich will hier nur das eine Experiment erwähnen, welches die
Anwesenden in das grösste Erstaunen versetzte. Es
handelte sich um ein aus dem Publikum eingereichtes
verschlossenes Couvert. Er beschrieb als Reflexsymptome;
„nervöses Ziehen in einem Finger, dann verschiedene
schmerzhafte Erscheinungen in den Beinen, namentlich in
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