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Maier: Zum Tode L. B. Heilenbach'».
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wünsch zu diesem seine Ehre auch gegenüber dem Proteus
der öffentlichen Meinung wiederherstellenden Ausgang der
für ihn so verhängnissvollen und langwierigen Affaire an
dieser Stelle auszusprechen.
Zum Tode L B. Heilenbachs.
Berichtet vom Ked. Dr. Wr. jflnier.
Gelegentlich der Diskussion über die Berechtigung
des Selbstmords, welche im März-Heft er. vorerst zum
Abscbluss gekommen ist, brachten wir auf S. 761 des
Dezember-Hefts vor. J. zu den Ausführungen unseres hochverehrten
Mitarbeiters, Geheimratli Dr. N. v. Seeland, eine
Fussnote, die mit folgenden Worten des Redakteurs schliesst:
„Dass diejenigen (in Wirklichkeit sehr häufigen) Fälle, wo
eine momentane Geistesstörung des Selbstmörders angenommen
werden muss, bei der theoretischen Beurtheiluug
ohnedem ausscheiden, ist selbstredend. Hat doch sogar ein
Heilenbach in solchem Augenblicksdrang unseliger, seine
sonstige G eistesklarheit umnachtender seelischer Verstimmung
seinem an Blüthen und Früchten edelsten
Menschenthums überreichen, schaffensfreudigen Leben durch
Erschiessen ein jähes Ende bereitet.41 Ich fügte nämlich
dort meiner Warnung vor Selbstmord (worüber ich auch
meine Fussnote auf S. 167/8 des März-Hefts er. zu vergleichen
bitte) die Bemerkung hinzu, dass der im praktischen Fall
stets milde Beurtheiler des Selbstmörders, im Gegensatz
zum doktrinären Prinzipienreiter, eine Durchbrechung der
Regel auch schon bei unerträglich gewordenen körperlichen
Leiden werde zugestehen müssen, und glaubte zur Beleuchtung
jenes Gedankens gerade in spiritualistischen Kreisen
kein wirksameres Beispiel anführen zu können, als das des
zweifellos philosophisch bedeutendsten und geistvollsten
Vorkämpfers des transscendentalen Individualismus, dessen
systematischen Ausbau nachher du Prel vollendet hat. Mein
klar bewusster Zweck bei jener kurzen Mittheilung war
also lediglich der, durch dieses klassische Exempel das an
gewöhnlichen Selbstmördern noch immer haftende, sogar
von der Kirche aller Konfessionen mit zähem Vorurtheil
festgehaltene Odium, unter welchem namentlich die
nächsten Angehörigen jener Unglücklichen schwer zu leiden
pflegen, zu beseitigen oder doch abzuschwächen.
An der Thatsächlichkeit des kurz berührten Vorgangs
selbst konnte ich damals unmöglich zweifeln, indem mir
bei einer Reise nach Norddeutschland im Herbst 1898 einer
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