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Maier: Zum Tode L. B. Heilenbach^.
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Berlin W., den 7. Februar 1901.
26 Köthenerstr.
Sehr geehrter Herr Professor!
Durch eine Fussnote im Dez.«Heft v. J. theilen Sie mit,
dass Hellenbach sieh erschossen habe; ich selbst habe von
diesem Gerücht vor Jahren gehört, aber nie so recht
daran glauben können. Anno 1894 verkehrte noch das
Medium Frau Valeska Töpfer viel in meinem Hause, — ich
kann behaupten, dass ich nie wieder ein solch sicheres
Sprech- und Trancemedium kennen gelernt habe, — physikalisch
giebt und gab es bessere; durch sie meldete sich
öfters eine Intelligenz, die sich als Hellenbach bezeichnete.
Nach dem, was diese Intelligenz sagte, konnte sie JET. sein,
aber eine Identität ist ja gerade bei dieser Phase am
wenigsten festzustellen. Ich fragte diese Intelligenz, ob es
wahr sei, dass sie freiwillig in den Tod gegangen sei?
Diese Zumuthung wurde mit Entrüstung zurückgewiesen mit
dem Bemerken, dass Feinde seiner okkulten Anschauungen
dieses Gerücht verbreitet hätten. — Ich hatte dieses alles
längst vergessen, als ich Ihre Notiz im Dez.-Heft las; doch
fiel mir dieses Erlebniss nun wieder ein, und ich beschloss
möglichst eingehende Erkundigungen einzuziehen, was
an diesem Gerücht wahr sei. Ich wandte mich zuerst an
Baronin Adelma v. Vay, geb. Gräfin Wurmbrand, die mir
bei einem Besuch, den ich ihr 1897, auf ihre Einladung
hin, auf ihrer Besitzung in Gonobitz (Steiermark) machte.
erzählt hatte, dass Hellenbach viel bei ihr verkehrt habe,
so dass ich annehmen konnte, dass sie Näheres wüsste. Ich
erhielt vor 14 Tagen ihren Brief, dass solches Gerücht eine
arge Verleumdung sei und dass H. am Schlage verstorben
sei. Da mir das nicht genügte, bat ich sie um Nennung
eines Familienmitgliedes von JET., worauf mir A. v. Vay die
Baronin Papadopoli-Hellcnbach in Venedig als Heilenbachs
Tochter bezeichnete und mir anheimstellte, mich an diese
mit einer Anfrage zu wenden. Ich that dies und erhielt
am 3. a. er. einen sehr liebenswürdigen, vier Seiten langen
Brief, in dem es unter anderem heisst, dass von einem
Selbstmord gar keine Rede sein kann, sondern dass
ihr Vater am Hirnschlag, wie auch die A erzte kon-
statirt hätten, gestorben sei. Ich habe vorgestern nochmals
nach Venedig geschrieben und noch um Einzelheiten
gebeten, sowie um die Erlaubniss, ihre Briefe in
den n Psych. Stud.a publiziren zu dürfen. Sobald ich diese
Erlaubniss habe, werde mir erlauben Sie um Publikation
zu bitten.
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